… DIE HUMBOLDT-UNIVERSITÄT? : Um acht Gestalten bangen
Mit der Authentiti… ziti…, noch mal: Authentizität ist es so ein Ding. Überall in Berlins Mitte stehen schöne, alte Sachen herum, aber wenn man genau hinschaut, ist vieles, wie man heute so sagt, Fake. Das künftige Humboldt-Forum: ein Trugschloss. Die Kommandantur am Anfang der Linden: bloße Fassade. Das Kronprinzenpalais: ein DDR-Remake. Usw.
Gleich gegenüber ziert ein gutes Dutzend schwärzlicher Skulpturen das Hauptgebäude der Humboldt-Universität. Acht sind sogar echt alt und könnten dem ehrwürdigen Haus doch bald abhandenkommen – um einem Neubau an anderer Stelle einen Hauch von Geschichte zu verleihen. Die Berliner CDU will sie laut Presseberichten an Potsdam zurückgeben. Von daher kamen sie nämlich an die Spree, lang ist’s her.
Noch viel länger liegt aber die Entstehung der Statuen zurück: Seit dem 18. Jahrhundert standen sie auf der Attika – vulgo: dem Dachrand – des Potsdamer Stadtschlosses, bis dieses nach dem letzten Krieg geschleift wurde. Verwendung fanden die Gestalten auf der Humboldt-Uni, denn deren Figurenschmuck war perdu. Aber seit in Potsdam eine Schlosskopie in die Höhe wuchs, wollen die Brandenburger ihre Leihkunst wiederhaben.
Vor drei Wochen zog der dortige Landtag ins neu-alte Schloss, und drei Berliner CDU-Abgeordnete wollen nun über eine Rückgabe beraten. Die SPD sei gesprächsbereit, aber reserviert, weiß der Tagesspiegel und zitiert Ausschuss-Chef Frank Jahnke (SPD): „Unsere Kollegen von der CDU wollen originale Skulpturen auf ein Gebäude setzen, das eine Kopie ist.“
Aber das ist ja, wie erwähnt, völlig normal. Und sollte irgendwo noch Originalklimbim der Berliner Schlossfassade auftauchen, wären sich die hiesigen Sozialdemokraten, drauf sei gewettet, nicht zu schade, es der Kopie aus auratischen Gründen anzupappen. CLP Abb.: HUB