… DER TOTE LIEBE FÜHRER? : Leben
What the f…? Warum macht die Botschaft der Demokratischen Volksrepublik Korea auf Business as usual? Obwohl der „Liebe Führer“ Kim Jong Il nach Angaben des nordkoreanischen Staatsfernsehens am Samstag während einer Zugfahrt an Herzversagen gestorben sein soll, geht in der Vertretung an der Mauerstraße alles seinen sozialistischen Gang. Vom Tod des 69-Jährigen zeugt bei den letzten Hardcore-Kommunisten nichts. Die blaurote Flagge am Eingangstor weht nicht auf halbmast. In dem legendären Schaukasten am Eingang mit den aktuellen Fotos von der nordkoreanischen Arbeitsfront gibt der Liebe Führer „Vor-Ort-Anweisungen“ in Textilbetrieben, bei der Armee und in prall gefüllten Viehställen, als sei nichts gewesen. Dazu strahlt die rote Sonne über dem Land – und damit auch über der Botschaft.
Auch das diplomatische Personal scheint nicht zu trauern: Im Haus herrscht Festbeleuchtung. Und als drei junge Koreaner mit Gitarren aus dem Gebäude treten, tun sie das lachend. Keine Kerzen, keine Kränze, keine Tränen. Was um Himmels willen ist hier los?
Es kann nur eine Antwort geben. Der „Liebe Führer“ Kim Jong Il lebt! Ist ins Berliner Exil geflohen, während sein Sohn Un sich an die Macht geputscht und bereits Raketen in Richtung Seoul getestet hat, Reichweite 120 Kilometer. Machen kann man da – etwa UN-mäßig – wenig, befindet sich doch die koreanische Halbinsel seit 1953 im Kriegszustand.
Es helfen nur die diplomatischen Wege und natürlich ein Friedensengel. Und als sicher kann jetzt gelten, dass diese Rolle Kim Jong Il spielen wird. Er wird von hier aus die Verhandlungen leiten, mit seinem ganzen Gewicht auf Plateausohlen und der Hochfrisur. Er wird es machen müssen!
Dann wird man ihm die Kränze flechten wie jene für den tschechischen einstigen Staatschef Václav Havel, der am Sonntag verstorben ist. Übrigens: Als der Autor vor der Botschaft in der Wilhelmstraße eintraf, trauerte auch dort niemand. Merkwürdig. ROLA Foto: dapd