… DER ISLAM? : In der deutschen Suppe schwimmen
Ob der Islam – bzw. die Islame, denn den Islam gibt es ja nicht – zu Deutschland gehört, darüber wird so engagiert wie fruchtlos gestritten. Das fängt schon damit an, dass keiner weiß, was „dazugehören“ bedeutet. Zuletzt war zu lesen, der Islam sei nicht in Deutschlands „historischer DNA“ gespeichert. Klarer wird die Debatte durch den Verweis auf molekulare Strukturen eher nicht. Praktischer denkt da Integrationssenatorin Carola Bluhm (Linke). Sie tischt dem neuen Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) einen anderen Vergleich auf: „Der Islam“, so Bluhm, „gehört so selbstverständlich zu Deutschland wie die Kartoffel in der Suppe.“
Ob die Küchenmetapher zum Frauentag passt, sei dahingestellt. Auf jeden Fall wirft sie Fragen auf: Gehören tatsächlich noch Kartoffeln in eine anständige Suppe? Die Nachfrage in der taz-Café-Küche ergibt Überraschendes: Praktisch jede moderne Cremesuppe enthält neben Shiitake oder Spitzkohl auch Kartoffeln, der Sämigkeit halber. Heißt das umgekehrt, der Islam gehört erst richtig zu Deutschland, wenn er unsichtbar wird?
Aber halt: Bluhm hat nicht gesagt, „wie die Kartoffel in die Suppe“, sondern „wie die Kartoffel in der Suppe“. Einfacher: Der Islam ist so deutsch wie die Kartoffel – noch nicht lange (vgl. Alter Fritz), aber verlässlich (vgl. Pfanni).
Vielleicht trägt die Analogie noch weiter: Die Kartoffel gibt es ja auch nicht. Die Darreichungsformen reichen von mehliger Pampe bis zum krossen Gratin. „Die Bundeskanzlerin muss jetzt klarstellen, ob sie den Dialog in der Islamkonferenz ernsthaft fortsetzen will“, so Bluhm weiter. Vielleicht sollte Angela Merkel bei der nächsten Runde einen leckeren Topf Erdapfelsalat servieren, ohne Speck, versteht sich. TAZ Foto: Archiv