… DER HÄFTLING? : Munter drauflostelefonieren
Wenn die Haushaltskasse leer ist, wird gern bei den Schwächsten der Gesellschaft gespart. Dabei sind die Bedingungen in den Berliner Gefängnissen auch so schon alles andere als rosig. Immer weniger Personal, längere Zelleneinschlusszeiten, Sport- und Freizeitangebote werden zusammengestrichen. Aber nun hat der Sparzwang ausnahmsweise mal was Gutes zur Folge: Weil kein Geld vorhanden ist, werden Häftlinge weiterhin mit Handys aus dem Knast nach draußen telefonieren können.
Eigentlich sind Handys hinter Gittern verboten. Trotzdem haben viele Gefangene eins. Die Dinger werden immer kleiner und haben immer weniger Metall, sodass sie bei Kontrollen leicht übersehen werden. Mehrere hundert Geräte werden jedes Jahr beschlagnahmt, vermutlich doppelt so viele bleiben unentdeckt. Gut so. Warum sollen eingesperrte Menschen auch nicht ungehindert mit ihren Liebsten, Freunden und Verwandten kommunizieren können?
Justizsenatorin Gisela von der Aue (SPD) sieht das anders. Sie will die Handys aus den Knästen verbannen, weil mit ihnen – von der Verabredung zum Drogenhandel bis zur Fluchtplanung – auch Straftaten vorbereitet werden können. Um das Verbot durchzusetzen, gibt es nur einen Weg: Man muss um die Haftanstalten Störsender, sogenannte Jammer, installieren. Wenn der Häftling sein Handy anschaltet, wird die Funkverbindung unterbrochen.
Umsonst gibt es solche Anlagen natürlich nicht. Kein Bundesland hat seine Haftanstalten damit ausgerüstet. Die Justizsenatorin wollte die Erste sein. 2,5 Millionen Euro hat sie bei den Beratungen für den Doppelhaushalt 2010/2011 beantragt. Bewilligt wurden schlappe 600.000 Euro für einen technischen Versuch. Das Vorhaben sei aufgeschoben, aber nicht aufgehoben, so von der Aues Sprecher am Montag. PLU Foto: ap