… DER CHEF DER TREBERHILFE? : Den Impressario mimen
Fusselbart, Cordhose und bestenfalls ein gebrauchter Kombi als fahrbaren Untersatz: So stellt sich Klein Erna einen Sozialarbeiter vor. Und weil er von Klein Erna und allen anderen auf keinen Fall für einen Sozialarbeiter gehalten werden will, tut Harald Ehlert alles dafür, anders auszusehen. Der Chef der gemeinnützigen Treberhilfe tritt also auf, wie die Klein-Erna-Version eines großen Impressarios: Hut, Mantel, Seidenschal – und ein Maserati mit Chauffeur als Dienstwagen.
Ein Maserati für eine Organisation, die mit Obdachlosen, Süchtigen und Hartz-IV-Empfängern arbeitet? Das fand nicht nur das Diakonische Werk als Schirmherrin der Treberhilfe bedenklich, sondern auch die Berliner Presse. Ehlers verteidigte die Wahl seiner Karosse daraufhin öffentlich als „unkonventionell“ und bewusst „provokativ“. Um in der Wirtschaftswelt ernst genommen zu werden, müsse man eben entsprechend auftreten.
Mit erwähntem Maserati durch Mecklenburg-Vorpommern zu rasen, gehört offenbar zum Gebaren echter Investorenhaie. Der Dienstwagen wurde vergangenen Sommer auf einer Landstraße mit stark überhöhter Geschwindigkeit geblitzt, der Fahrer war nicht zu ermitteln. Gegen die Auflage des Verwaltungsgerichts, künftig ein Fahrtenbuch für den Maserati zu führen, will sich Ehlert gerichtlich wehren.
Da der Treberhilfe-Chef mit seiner Unternehmerverkleidung nichts als Ärger hat, sollte er vielleicht mal den Look ändern. In einem der schicken Overalls der Suchtselbsthilfestiftung Synanon und einem gebrauchten Kastenwagen könnte er mit Volksnähe punkten. Seinen Organisationen, die teilweise auf Spenden angewiesen sind, würde das gut tun. API Foto: reuters