… DAS MAUERMUSEUM? : Den Fall fürchten
Zahlen waren schon immer eine Leidenschaft von Alexandra Hildebrandt – im ersten Beruf Witwe von Rainer Hildebrandt, im zweiten Chefin des von jenem gegründeten Mauermuseums am Checkpoint Charlie. Wenn etwa Wissenschaftler neue Zahlen zu den Mauertoten veröffentlichen, kann man davon ausgehen, dass Alexandra Hildebrandt inzwischen noch ein paar Opfer mehr entdeckt hat. Beweisen lässt sich meist weder das eine noch das andere. Aber Hildebrandts Richtung ist klar: Das an der innerstädtischen Grenze verübte Unrecht war immer noch ein bisschen schlimmer.
Nun hat die Museumschefin offenbar ein echtes Problem mit Zahlen, besser: mit dem Bezahlen. Laut einem Bericht des Spiegels hat sie vor fünf Jahren das Haus, in dem das Museum residiert, gekauft – für 15,5 Millionen Euro. Überwiesen habe sie das Geld aber nie, schreibt das Nachrichtenmagazin.
Eine beachtliche Leistung: fünf lange Jahre einfach nicht zu zahlen. Wie das geschehen konnte? Es liegt wohl an den Besitzverhältnissen des Hauses, die dem Ort entsprechend etwas kompliziert sind. Hildebrandt luchste das Gebäude laut Spiegel der Pleitebank Hypo Real Estate ab, kurz bevor diese in Turbulenzen geriet, von denen sie sich nicht mehr erholte. Nun tritt die staatliche Bad Bank auf den Plan, die FMS Wertmanagement. Sie wickelt die Altlasten der Hypo Real Estate ab, sucht Verwertbares und glaubt, beim Mauermuseum fündig geworden zu sein: Laut Spiegel hat sie schon mehrere von dessen Konten gesperrt. Ereilt das Museum nun das Schicksal der Mauer?
Wir wollen es nicht hoffen. Denn zuletzt wurde jeder frei werdende Laden am Checkpoint mit einer der üblichen Fritten- oder Kaffeebuden gefüllt. An der innerstädtischen Grenze wird’s eben immer noch ein bisschen schlimmer. BIS Foto: dapd