… Alice Schwarzer? : Zum Kerngeschäft zurückkehren
Viel hat sie einstecken müssen in den vergangenen Monaten. Sie sei eine Ewiggestrige, eine selbstverliebte Barrikadenfrau, hielten Kritiker Alice Schwarzer vor, nachdem sie die Chefredakteurin ihrer Zeitschrift Emma noch in der Probezeit geschasst hatte. Wieder einmal hatte die 65-jährige Galionsfigur der Frauenbewegung bewiesen, wie sie es mit dem Alleinanspruch auf Feminismusthemen hält.
Sie ist auf den Chefsessel zurückgekehrt, es kann ja doch keine besser als sie, und denkt gar nicht mehr ans Abdanken – sondern dreht wieder auf. Am Wochenende saß Schwarzer beim Festival „We B*Girlz“ mit jungen Hiphopperinnen auf dem Podium und diskutierte über die Rolle von Frauen in der Branche.
Sie hege große Sympathie für die Künstlerinnen und bewundere sie, erklärte die 65-Jährige und setzte zum Angriff an. Häufig würden Frauen nur als Sexobjekte in den Texten männlicher Rapper eine Rolle spielen. Es sei „tragisch“, dass sich viele Jugendliche an den Gewalt verherrlichenden und pornografischen Texten des Berliner Rappers Sido orientierten. Neu sind die Thesen nicht, falsch sicher auch nicht.
Ob sie damit ihr angekratztes Image als Galionsfigur der Frauenbewegung aufpolieren wollte? Womöglich. Vielleicht wollte Schwarzer den Hoffnungen der selbst ernannten Alpha-Mädchen auf ihre baldige Verrentung aber einfach öffentlich einen Strich durch die Rechnung machen. Sollen jüngere Generationen ruhig aufbegehren, die Urfeministin sitzt fest auf ihrem Thron. Und widmet sich dem Kerngeschäft. PEZ FOTO: AP