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06.05.2020 , 20:21 Uhr
Das Wort "Restrisiko" mag ich gar nicht. Es klingt zu sehr danach, als ob nur die Wahrscheinlichkeit eine Rolle spielt. Die zweite Komponente, die ein Risiko ausmacht, sind aber die Kosten, die im Fall des Risikoeintritts entstehen. Im Klartext heißt das, nehmen wir in Kauf, das Menschen erkranken und sterben? Solche Entscheidungen treffen wir jeden Tag. Wir akzeptieren den Straßenverkehr, wissend, dass er jedes Jahr so und so viel Menschen das Leben kostet. Der entscheidende Punkt ist, dass wir, um die Kosten im Griff zu behalten, Regeln definieren, wie etwa die Straßenverkehrsordnung. Ähnlich ist es dann auch mit Spielplätzen. Wir brauchen Regeln, um die Kosten in einem gesellschaftlich akzeptierten Rahmen zu halten.Solange wir keine Arzneimittel gegen das Virus haben - und das ist sehr wichtig -, bleibt uns tatsächlich nur, die Kosten statistisch zu drücken, d.h. die Wahrscheinlichkeit für eine Ansteckung möglichst niedrig zu halten. Wir sagen mit unseren Regeln, wie viele Erkrankungen und Todesfälle wir in Kauf zu nehmen bereit sind, aber nicht, wen es treffen soll. Dass diese Regeln in einem demokratischen Prozess zustande kommen, ist essentiell. In unserer Gesellschaft haben wir unsere demokratisch legitimierten Volksvertreter dafür. Die im jeweiligen Einzelfall betroffenen Eltern wird das über den Verlust ihres Kindes nicht trösten. Das gilt aber auch z.B. bei extrem teuren Operationen, die nicht bewilligt werden, weil sie das Solidaritätssystem der Krankenkassen nach Meinung der Entscheider überfordern würden. Oder bei der Diskussion darüber, ob einem frisch Verunglückten Organe ohne Zustimmung seiner Angehörigen entnommen werden dürfen, um einen anderen Menschen dadurch das Weiterleben zu ermöglichen. In all diesen Fällen stehen Rechtsgüter einander gegenüber, die abgewogen werden müssen. Wir könne darüber diskutieren und auch auf unterschiedliche Weise Druck ausüben, um in die eine oder andere Richtung zu wirken. Wichtig ist die Auseinandersetzung darüber.
zum Beitrag03.05.2020 , 21:57 Uhr
Es spart nicht nur Zeit und Wege. Es beschneidet auch Kommunikationsmöglichkeiten. Wieviel Kommunikation findet während des Parteitages neben den Debatten statt? Die unendlich vielen Möglichkeiten, miteinander ungezwungen in Kontakt zu treten, fehlen einfach. Wer einmal auf einer solchen Veranstaltung war, weiß, wovon ich rede. Deshalb kann ein digitaler Parteitag nur eine Notlösung sein. Genauso, wie die vielen täglichen Anrufe bei meiner 92-jährigen Schwiegermutter in ihrem Seniorenheim kein echter Ersatz für den direkten Kontakt mit ihrer Familie sein können. Nicht einmal dann, wenn Zoom oder Skype eingesetzt werden können.
Schließlich haben wir mehr als nur zwei Sinne, und die meisten davon spielen auch bei der Kommunikation eine Rolle. Telekonferenzen transportieren aber nur Audio- und Video-Signale, auf die ich als Rezipient auch keinen Einfluss habe, etwa welche Perspektive ich einnehme. Ich bezweifle stark, dass diese und zukünftige Technologien ein vollständiger Ersatz für direkte Versammlungen sein können. Möchten Sie darauf verzichten, von den Sie interessierenden Personen einen Eindruck aus der Nähe zu gewinnen und sich statt damit zufrieden geben, was Ihnen andere vermitteln? Zweifellos aber wird die Bedeutung dieser Technologien aber stark zunehmen. Es wird sehr wichtig sein herauszufinden, wann man mithilfe der Technik Dinge einfach nur kaputt rationalisiert, und wann sie wirklich eine Erleichterung und Verbesserung von Abläufen ermöglicht. Bei Parteitagen ist das Letztere meiner Meinung nach definitiv nicht der Fall.
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