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09.07.2019 , 13:01 Uhr
Ich habe mir für diesen Kommentar Mühe gegeben und hier jetzt einiges an Arbeit reingesteckt. Ich hoffe, dass bei ihnen nicht sofort der Rolladen dichtgemacht wird, sondern dass sie ein paar der Argumente an sich herankommen lassen und diese dabei helfen, ihr Weltbild wieder etwas aufzubrechen und einige ihrer Quellen zu hinterfragen (bei diesem Thema konnte ich jetzt etwas beitragen, um den Salonkolumnisten zu widersprechen, aber ich gehe davon aus, dass die bei anderen Themen ähnlich arbeiten). Hier sehen wir leider mal wieder, dass die Salonkolumnisten ein wunderbares Beispiel dafür bieten, zu welchem Wildwuchs stramme Ideologien führen können. Dass es im Grünen/Esoteriker*innen-Sumpf Menschen mit sehr verschwurbelten Ansichten gibt, brauchen wir nicht zu diskutieren. Natürlich ist die Motivation und Glaubwürdigkeit der verschiedenen Seiten eines politischen Konflikts kritisch zu hinterfragen. Im Kreuzzug gegen die sogenannte "antimodernistische Agenda" entlarvt sich aber, wie in diesem sich selbst als äusserst kritisch bezeichnenden Milieu (dem eine gewisse Bahamas-Nähe nicht abzusprechen ist), Diskurse reproduziert werden, die halt ins eigene Weltbild passen, ohne irgendeine Ahnung von der Thematik zu haben. Es könnte lustig sein, wenn es nicht so traurig wäre. Bitte seien sie beim Lesen dieses Schunds äusserst vorsichtig, auch wenn ihnen gewisse Grundpositionen dieser website gefallen mögen (z.B. was die Haltung zum Nahost-Konflikt angeht)! Angenehmen Tag noch!
zum Beitrag09.07.2019 , 13:01 Uhr
Und dabei ist sich die Wissenschaft ziemlich einig! Hier der link zur Zusammenfassung des IAASTD (sowas wie der Weltrat der Agrarwissenschaften): www.globalagricult...n_web_small.pdf In diesem Bericht wird z.B. zu GMOs das Fazit gezogen, dass es natürlich potentiale gäbe, aber dass die Entwicklungen erstens nicht auf die ökologischen und sozialen Bedürftnisse ausgerichtet ist (wie auch?) und zweitens mit einem modernen, kleinskaligen, nachhaltigen Landwirtschaftsmodell die Probleme wesentlich besser in den Griff zu bekommen sind, als immer nur von einem Symptom zum nächsten zu hetzen.
zum Beitrag09.07.2019 , 13:00 Uhr
Richtig. Es sind die Kleinbäuer*innen des globalen Südens. Kommt man gar nicht direkt so drauf, oder? (www.moreandbetter....iable-food-future). Nicht der grosse Traktor im Norden. Der produziert vor allem Futtermittel für unseren Fleischkonsum. Und technologischer Fortschritt und die Steigerung der Wirtschaftlichkeit der Europäischen Exportlandwirtschaft ist wirklich das letzte, was diese Kleinbäuer*innen gebrauchen können. Dann können diese nämlich ihre Überschüsse nicht mehr auf dem Markt verkaufen um sich Investitionen in landwirtschaftliche Gerätschaften, medizinische Versorgung und Bildung für ihre Kinder zu leisten (ok, jetzt habe ich idealisiert, Tabak, Alkohol und ein Fernseher gehört auch dazu). Das heisst im Klartext (sorry für das platte Bild): hohe Exporte lassen die Kinder der Kleinbäuer*innen im globalen Süden verhungern. Gleichzeitig hat unser Landwirtschaftsmodell dramatische Auswirkungen auf unsere Böden (Erosion, Versalzung…) , das Klima, die Gewässer (Stichwort “Sargasso Seetang”) und ist dabei nicht einmal sozial Nachhaltig (die Landwirtschaft ist auch bei uns zur Zeit kein besonders begehrenswerter Beruf). Ich glaube nicht, dass Glyphosat giftiger als viele andere Pestizide ist, die weiterhin zugelassen sein werden. Aber es ist das Flagschiff der Agrarchemie und so funktioniert öffentliche Meinungsmache nun mal. Auch bei GMOs bezweifle ich, dass es besonders grosse direkte gesundheitliche Risiken gibt. Die Umweltverbände sollten die Kampagnen m.E. deshalb weniger auf potentielle Gefahren für die menschliche Gesundheit in den reichen Ländern fixieren. Dafür umso sollte umso mehr auf die globalen menschlichen und ökologischen Kosten unseres Landwirtschaftsmodells hingewiesen werden.
zum Beitrag09.07.2019 , 13:00 Uhr
3: Insbesondere bei einem globalen Wettbewerb auf dem Agrarmarkt wird dann bei einem Glyphosatverbot entweder wieder mehr gepflügt werden oder es wird halt auf andere, teilweise giftigere Herbizide zurückgegriffen werden. Das ist beides nicht wirklich nachhaltig (insbesondere wenn wir daran denken, dass der Boden eine der endlichsten und wichtigsten Ressourcen der Erde darstellt). An funktionierenden Systemen für herbizidfreien, bodenschonenden Ackerbau wird derzeit geforscht, aber da gibt es noch zuwenig in unseren Breitengraden. Mit dem verfügbaren, billigen und effizienten Hammer Pestizide wird aber auch viel zu wenig Energie in die Entwicklung von besseren Fruchtfolgen gesteckt. Nach dieser kurzen Relativierung kommt jetzt aber das grösste Argument gegen Glyphosat, GMOs und das gesamte “moderne” Agrarmodell. Und hier fusst unsere Einschätzung auf einem Unverständnis. Wer stellt den grössten Teil der von Menschen konsumierten Nahrungsmittel auf der Welt her? …
zum Beitrag09.07.2019 , 12:20 Uhr
2: Erstens, weil fast immer nur direkte und kruzfristige Toxizität getestet wird (und das auch noch an Ratten o.ä., deren Metabolismus grossen Unterschiede zu uns Menschen aufweist) zweitens, weil so gut wie nie Kombinationen von verschiedenen Stoffen und Expositionswegen getestet werden und drittens, weil längerfristige Auswirkungen auf die Ökosysteme (Sorbtion und Überdauerung von teilweise toxischeren Abbauprodukten im Boden) schwer untersuchbar sind. Dazu gibt es inzwischen anzeichen, dass Glyphosat Antibiotikaresistenzen fördert, was nicht wirklich in unserem Interesse ist. Um diese Aspekte anzugehen müsste aus REACH, einem derzeit ziemlich zahnlosen Tiger, eine wirksame Verordnung gemacht und die damit zusammenhängenden Institutionen (und Universitäten) mit ausreichenden Mitteln ausgestattet werden. Bei Glyphosat im speziellen ist es aber nunmal so, dass die Mehrzahl der Studien unter Verschluss sind und es erstaunlich wenige, von unabhängigen Institutionen angefertigte, öffentliche zugängliche Studien gibt. Dafür gibt es mehrere Gründe, unter anderem die strukturelle Macht von den Chemiekonzernen in der Forschung. Unis sind auf Drittmittel aus der Industrie angewiesen und gehen auch immer mal wieder erstaunlich intransparente Vereinbarungen mit Geldgebern ein. Auf die zwielichtigen Aktivitäten von Bayer/Monsanto im Bereich Public Relations, die immer mal wieder einem Hollywoodfilm zu entspringen scheinen und Wasser auf den Mühlen der Verschwörungstheoretiker*innen sind, sei nur mal am Rande hingewiesen. Die Pfluglose Landwirtschaft (Conservation Agriculture), die grosse Vorteile hat, da unter anderem Erosion und Oberflächenabfluss vermindert und das Bodenleben gefördert wird, ist derzeit zu grossen Teilen auf Glyphosat angewiesen. Bis auf ein paar Pioniere schafft es kaum wer, nicht im Boden rumzurühren, um die Unkräuter effektiv zu bekämpfen.
zum Beitrag09.07.2019 , 12:19 Uhr
o_O
Sehr geehrter Jim Hawkins, Der verlinkte Artikel hat drei besondere Schwachstellen: 1. ist er von einem Angestellten einer “Beratungsfirma für innovative Technologien” geschrieben. Klingelt da was? Nein? dann schauen sie mal, wer den guten Mann bezahlt: www.akampion.com/c...d-case-studies/ In seriösen wissenschaftlichen Studien nennen die Autor*innen mögliche Interessenskonflikte. Wer mit wissenschaftlichen Studien argumentiert sollte auch deren ethische Grundsätze anwenden. Das ist auch insofern problematisch, da der Autor vorwirft, dass die “Grünen” die Wissenschaft als “gekauft” darstellen würden, sobald eine Studie zu einem unbequemen Ergebnis kommt. 2. Im Artikel selbst werden munter Dinge in einen Topf geworfen. Schlau, da zurzeit für Impfgegner*innen ein ziemlich rauher Wind weht (was teilweise nachvollziehbar ist). Das lässt sich prima dazu instrumentalisieren, um Positionen, welche das derzeitige Modell der industriellen Landwirtschaft kritisieren durch eine konstruierte Nähe zu den “Impfgegnern” abzuwerten. 3. Jetzt müssen wir doch noch etwas weiter ausholen: Glyphosat ist ein Breitbandherbizid mit relativ schneller Abbaurate, das bei Ökotoxikologischen Studien im vergleich mit anderen Herbiziden relative gut abschneidet. Die wirtschaftlichkeit und die Effektivität haben dazu geführt, dass es zu einem essentiellen Baustein für die industrielle Landwirtschaft geworden ist. Die gigantischen Aufwandmengen (die sich im Übrigen mit ein paar technischen und legalen Maßnahmen sehr stark reduzieren lassen würden so dass von einem Verbot m.E. abgesehen werden könnte) sind aber durchaus ein Problem. Die ökotoxikologischen Studien der nationalen und internationalen Institutionen sind völlig unzureichend, und das aus mehreren Gründen:
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