MAI: DER HOLLÄNDISCHE POLITIKER PIM FORTUYN WIRD ERSCHOSSEN : Wie einfach Populismus war
Er erinnerte mich in vielerlei Hinsicht an Michael Stein, das Enfant terrible der linken Kabarettszene Berlins: seine Hassliebe zu Arabern, seine Vorliebe für hässliche kleine Hunde, seine Frisur. In Bezug auf Populismus nehmen sie sich nichts. Aber natürlich war Fortuyn ungleich erfolgreicher.
Ich hatte bis zu jenem Ereignis noch nie von Pim Fortuyn gehört. Doch dann war da dieses Foto von dem toten glatzköpfigen Politiker, und neben der Leiche war deutlich ein Fläschchen Tipp-Ex zu erkennen. Was sollte das? Dass er am Geschmack des Samens seiner Liebhaber bestimmen zu können glaubte, was sie am Vorabend getrunken hatten. Einem Islamer, der ihn fragte, ob er denn die Marokkaner kenne, antwortete er: „Immerhin gehe ich mit ihnen ins Bett – und Sie?“
Ich las dann noch, dass Pim Fortuyn einer Wahrsagerin glaubte, die ihm ein schreckliches und unnatürliches Ende voraussagte, und über die Probleme der Personenschützer: die eine Hälfte schickte er weg, weil ihm ihre Gesichter nicht gefielen, mit der anderen Hälfte ging er in die Bar und musste ihnen am Morgen selbst nach Hause helfen.
Vor kurzem in Amsterdam bekomme ich von einer Journalistin noch die Auskunft, dass man Fortuyn so sächsisch ausspricht, also „Fortäiun“. In der niederländischen Politik gebe es durch den Mord an ihm erstmalig in der Geschichte seit 1600-noch was Spannung, die Journalistin wirkt nicht ganz unglücklich darüber. Der Chef der Konservativen hat öffentlich seine Sympathie mit der Todesstrafe geäußert, ein Tabubruch. Auch auf die Ausländer wird jetzt viel geschimpft in Holland. Fortuyn sei schon ehrlich gewesen und sehr intelligent, und die Politik habe tatsächlich mehrere Jahrzehnte die Augen vor dem Ausländerproblem in Rotterdam verschlossen. Sein Beispiel zeige, wie einfach populistischer Erfolg sein kann.
Also Stein, es besteht Hoffnung. Aber Vorsicht vor den radikalen Tierschützern! FALKO HENNIG