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Archiv-Artikel

Müll trennen wird bald einfacher

WERTSTOFFE Schwarz-Rot verspricht ein neues System, das die Abfallentsorgung leichter macht

BERLIN taz | Der kaputte Kleiderbügel ist ein Beispiel für den Unsinn im System. Wurde er zusammen mit einem Kleidungsstück gekauft, gilt er als „Verpackung“: ab damit in die gelbe Tonne! Anders ist das, wurde er einzeln im Laden erstanden, dann ist er keine Verpackung und gehört in die graue Tonne für Restmüll. Diese Ungereimtheiten bei der Mülltrennung sollen ein Ende haben.

Die schwarz-rote Koalition hat sich auf Eckpunkte für ein neues Entsorgungssystem geeinigt. Das Bundesumweltministerium erarbeitet jetzt das Gesetz. Danach soll die Wertstofftonne die gelbe Tonne ersetzen, in die bisher nur Verpackungen kamen. In die neue Tonne kommen dann Töpfe, Metalle jeder Art und alles aus Plastik. Mancherorts wird das schon erprobt, bundesweit ließ sich das bisher nicht regeln. Zu groß war der Streit über die Frage: Wer bekommt die Hoheit über die Tonne – die Kommunen oder die Wirtschaft?

Bisher kümmern sich die Kommunen um die graue Restmülltonne. Die privaten Firmen, die Dualen Systeme, organisieren die Entsorgung der gelben Tonnen für Verpackungsmüll. Schon heute landen 30 Kilogramm Wertstoffe pro Jahr und pro Kopf in der Gelben Tonne. „Mit der neuen Tonne sollen es noch einmal bis zu sieben Kilo mehr werden“, sagte Florian Pronold, der zuständige parlamentarische SPD-Staatssekretär im Bundesumweltministerium, der taz. Recyclingbetriebe trennen daraus Kunststoffe, Metalle und andere Stoffe, mit denen sich noch ein Geschäft machen lässt.

Künftig sollen die Kommunen Vorgaben machen können, wie die Dualen Systeme Wertstoffe sammeln: Wie oft wird geleert? Ist es eine Tonne oder ein Sack? „Die Position der Kommunen wird deutlich gestärkt“, meint Pronold. Der Deutsche Städtetag wollte sich dazu noch nicht äußern, das Papier werde „geprüft“.

Finanziert werden soll die Sammlung wie beim Verpackungsmüll über eine Lizenzgebühr für die Hersteller. Indirekt kommt dafür der Bürger auf, die Hersteller schlagen die Gebühren auf die Preise auf.

Bleiben zwei Fragen. Erstens: Was soll das Wertstoffgesetz bringen? Derzeit müssen lediglich 36 Prozent der Kunststoffverpackungen recycelt werden. Technisch machbar wären jedoch 60 Prozent, sagt Thomas Fischer, Abfallexperte der Deutschen Umwelthilfe DUH. Im Eckpunktepapier heißt es aber nur, dass die ökologische Effektivität „spürbar“ verbessert werden soll. Was heißt das alles für die Abfallgebühren? „Sie werden nicht sinken, aber auch nicht steigen,“ verspricht Pronold.

HANNA GERSMANN