: OFF-KINO
LARS PENNING
In Deutschland galten Stan Laurel und Oliver Hardy lange Zeit allenfalls noch als anspruchslose Unterhaltung für Kinder, ein Umstand, den wir nicht zuletzt den für das Fernsehen „bearbeiteten“ Fassungen ihrer Filme verdanken. Im Babylon Mitte ergibt sich in einer umfangreichen Retrospektive jetzt die Möglichkeit, Laurel & Hardy im Original zu sehen – und zu erkennen, wie intelligent und einfallsreich die Komiker im Zusammenspiel mit auf Komödien spezialisierten Regisseuren tatsächlich vorgingen. Einer der schönsten Laurel-&-Hardy-Filme ist „Wrong Again“ von Leo McCarey, ein absolutes Meisterwerk der absurden Komik. Ausgehend von einem fatalen Missverständnis – einem Millionär wurde ein Gemälde namens „Blue Boy“ gestohlen und Stan & Ollie bringen ihm ein gleichnamiges Pferd in die Villa – gipfelt der Film in dem Versuch, „Blue Boy“ auf das Piano zu stellen. Einen großen Teil seiner Komik bezieht „Wrong Again“ dabei aus den Missverständnissen, die sich aus dem Aufeinanderprallen zweier Gesellschaftsklassen ergeben. Denn Ollie hat für die scheinbar unsinnigen Anweisungen des Millionärs natürlich eine Erklärung: „Diese Millionäre sind seltsam – sie denken genau andersrum als andere Leute.“ (Laurel-&-Hardy-Retro ab 19. 6., „Wrong Again“ 24. 6., 17.45 Uhr, Babylon Mitte).
Alfred Hitchcocks Krimi „To Catch a Thief“ (1954) dürfte vermutlich der einzige Film sein, in dem Grace Kelly mit einem alten Auto verglichen wird. Und wie ihre Kontrahentin Brigitte Auber süffisant hinzufügt: „Aus der Nähe betrachtet sieht sie noch viel älter aus.“ Den Film einen Krimi zu nennen, ist indessen auch nicht ganz richtig: Zwar handelt es sich um eine Verfilmung eines seinerzeit populären Kriminalromans, doch für die kriminalistischen Aspekte des Stoffes interessiert sich Hitchcock nur am Rande. Er hat die an der französischen Riviera spielende Geschichte voll und ganz auf den Aspekt einer fetischistischen Liebe ausgerichtet: Die Society-Schönheit Francie Stevens (Grace Kelly) will, dass der Ex-Einbrecher John Robie (Cary Grant) ihre Jungfräulichkeit raubt, weil sie ihn noch immer für einen Dieb hält (OmU, 22. 6., 21. 45 Uhr, Open Air Mitte).
Ein umstrittener Film: Ist „American Sniper“, Clint Eastwoods Werk um einen Scharfschützen im Irakkrieg, der aus der Anspannungssituation des Krieges nicht ins zivile Leben zurückfindet, nun ein patriotischer Heldenakt, faktisch verlogener Unsinn oder psychologisches Drama? Zweifellos ein wenig von allem, insbesondere aber ein spannend in Szene gesetzter moderner Western, in dem ein simpel gestrickter Patriot seine Kameraden vor gesichtslosen Fieslingen beschützt (OmU, 18.–24. 6., 22.30 Uhr, Tilsiter Lichtspiele).