Strauss-Kahn doch kein Zuhälter

FRANKREICH Freispruch für Ex-IWF-Chef im Prozess um seine Sexpartys

PARIS taz | Der frühere Minister und IWF-Direktor Dominique Strauss-Kahn (DSK) hat eine weitere Runde gegen die Justiz gewonnen. Am Freitag sprach ihn das Strafgericht von Lille vom Vorwurf der schweren Zuhälterei im Zusammenhang mit den von Freunden für ihn organisierten Sexpartys in Hotels frei.

Neben Strauss-Kahn wurden auch die meisten Mitangeklagten freigesprochen. Nur René K., der frühere PR-Chef des Hotels Carlton in Lille, das der ganzen Affäre und dem Prozess seinen Namen gegeben hat, wurde der Zuhälterei für schuldig befunden und zu einem Jahr Haft auf Bewährung verurteilt.

Der Freispruch für DSK ist keine Überraschung. Im Verlauf der Gerichtsverhandlungen, bei denen auch ehemalige Prostituierte aussagten, wurde klar, dass es schwer sein würde, zu beweisen, dass DSK wissen musste, dass die ihm zur Verfügung gestellten Sexgespielinnen bezahlte Callgirls waren. DSK selber stritt stets kategorisch ab, gewusst zu haben, dass seine Partnerinnen von befreundeten Geschäftsleuten bezahlt wurden. Der Verteidigung von DSK gelang es im Verlauf der Verhandlungen und Zeugenbefragung auch, zahlreiche Mängel der Voruntersuchung zugunsten des Angeklagten DSK auszunutzen.

Juristisch steht Strauss-Kahn, der einst als klarer Favorit für die Präsidentschaftswahlen von 2012 gegolten hatte, also mit weißer Weste da. Ob er damit auch in den Augen seiner Landsleute rehabilitiert ist, die ihn lange als den besten Wirtschaftsexperten seiner Generation betrachtet haben, ist eine andere Frage.

Denn durch die Gerichtsverfahren waren zahlreiche Details aus seinem Intimleben und seinen sexuellen Praktiken publik geworden – genug, um ein baldiges Comeback in die Politik auszuschließen. RUDOLF BALMER