Schluss mit sozialer Selektion

SCHUL-STREIT

Bildungsgerechtigkeit ist für Niedersachsens Kultusministerin Frauke Heiligenstadt ein großes Thema: „Ich komme selbst aus einer Arbeiterfamilie“, hielt sie bei der Landtagsdebatte vom Mittwoch Politikern von CDU und FDP entgegen.

Mit mehr Ganztagsschulen, der Stärkung der Gesamtschulen und der Abschaffung der „Schullaufbahnempfehlungen“ am Ende der Grundschulzeit will die Sozialdemokratin für mehr Chancengerechtigkeit auch für Kinder aus Nicht-Akademikerfamilien sorgen – schließlich haben seit der ersten Pisa-Studie 2001 diverse Untersuchungen die strukturelle Benachteiligung von SchülerInnen aus bildungsferneren Elternhäusern nachgewiesen.

Die frühe Selektion der Kinder in GewinnerInnen mit Gymnasialempfehlung und potenzielle Verlierer auf der Hauptschule will Heiligenstadt zumindest abmildern: In Zeiten sinkender Schülerzahlen sollen Städte und Kreise als Schulträger die Gesamtschule auch als „ersetzende Schulform“ anbieten dürfen – allerdings nur, wenn ein Gymnasium im Nachbarort „unter zumutbaren Bedingungen“ erreichbar ist. Die „Förderschulen“ genannten früheren Sonderschulen werden zum Großteil dichtgemacht: Behinderte Kinder sollen nicht mehr aus dem regulären Schulsystem ausgeschlossen werden.

Wie schon seit Monaten reagierte die Opposition wutentbrannt: CDU-Fraktionschef Björn Thümler sieht Niedersachsen auf dem Weg zum „Einheitsschulland“, sein FDP-Pendant Christian Dürr warnt vor der „Vergesamtschulung des Bildungswesens“. Die Wiedereinführung des Abiturs nach 13 Schuljahren ging da fast unter – aber das „Turbo-Abi“ hielten auch Mittel- und Oberschicht-Eltern für zu stressig.  WYP