: Sorglos durchs Studium
FÖRDERUNG Eine Chance auf Stipendien haben nicht nur Hochbegabte. Eine Bewerbung lohnt darum laut Expertin schon ab Abi-Notenschnitt von 2,5
Wer ein Studium beginnt, muss sich auch über die Finanzierung Gedanken machen. Eine Alternative zu Job oder elterlichem Zuschuss bietet ein Stipendium – trägt allerdings seit jeher das Image einer Elitenförderung. Viele Studierende erwägen ob ihrer Noten gar nicht erst, sich darum zu bewerben.
Ein Fehler, meint Marie Dörrie, Beraterin für die Studienfinanzierung beim Studierendenwerk in Hamburg: Gerade in „vergleichsweise teuren Städten“ sei ein Stipendium eine gute Möglichkeit, auch ohne überdurchschnittliche Noten. Es gebe viele Stipendienträger, die ganz unterschiedliche Maßstäbe anlegen.
Die Studienstiftung des deutschen Volkes ist wohl die Bekannteste. Djam Safi, 25, ist dort Stipendiat und studiert Elektrotechnik an der Technischen Universität Harburg. Ihm gefällt, dass die Stiftung „nicht parteinah“ sei und unabhängig von politischer Einstellung oder Religion fördere. Dafür ist diese Stiftung leistungsorientiert: Zwar spielt soziales Engagement bei der Vergabe eine Rolle, doch werden die meisten Stipendiaten als einer der drei besten ihres Jahrgangs von ihrer Schule vorgeschlagen.
Anders sieht das bei der den Grünen nahestehenden Heinrich-Böll-Stiftung aus. Die setzt bei ihren Bewerbern vor allem politisches und soziales Engagement voraus. Allerdings sind „sehr gute Schul- oder Studienleistungen“ auch hier gewünscht. Nähe zu den Ideen der Grünen ist laut Malika Sandabad ebenfalls hilfreich. Die 24-jährige Böll-Stipendiatin genießt es, bei Stipendiatentreffen viele Fragen nicht erst diskutieren zu müssen. „Wenn es vegetarisches Essen gibt, dann gibt es eben vegetarisches Essen.“ Ökologie oder Gleichstellung seien präsenter als in anderen Institutionen.
Doch was, wenn man so gar nicht in das Bild des Elite-Stipendiaten passt? Jessica Rauch arbeitete nach ihrer Ausbildung zur Krankenschwester auf einer Intensivstation, bevor sie sich entschloss, doch noch zu studieren. Durch Kommilitonen wurde sie auf ein Stipendium aufmerksam, das die Stiftung Begabtenförderung berufliche Bildung anbietet: Weder Noten noch Engagement sind entscheidend, die Stiftung belohnt den Mut, sich nach der Berufsausbildung für ein Studium zu entscheiden.
Worin sich jedoch alle drei Stftungen einig sind, ist, dass die Förderung über das Finanzielle hinausgehen soll. Sie bieten denn auch Veranstaltungen, Exkursionen oder Sommerkurse an, sodass die Stipendiaten Netzwerke aufbauen können.
Bis zu einem Notenschnitt von 2,5 ergibt es laut Studienberaterin Dörrie einen Sinn, sich für ein Stipendium zu bewerben. Entscheidend sei vor allem, dass man sich einen Träger sucht, dessen Zielgruppe man entspricht, mit dem man sich identifizieren kann und auf den man sich über die Studienzeit hinweg gern einlassen möchte. KRISTOF BOTKA