: Seepferdchen für die Eltern
ANNA KLÖPPER
Alarmierend hoch“ findet die Neuköllner SPD-Bürgermeisterin Franziska Giffey die Nichtschwimmerquote in ihrem Bezirk. Da hat sie recht – 40 Prozent, die sich am Ende der dritten Klasse nicht aus eigener Kraft über Wasser halten können, das ist desaströs. Dem nun aber mit einem sechswöchigen Schmalspurprojekt namens „Neuköllner Schwimmbär“ beikommen zu wollen, ist wohlfeile Symbolpolitik.
Denn selbst wenn der „Schwimmbär“ nach der Pilotphase mit 500 SchülerInnen in die Verlängerung geht und Wassergewöhnung demnächst für alle Neuköllner ZweitklässlerInnen auf dem Stundenplan stehen sollte: Das eigentliche Problem ist die Situation des regulären Schwimmunterrichts. Lediglich eine Stunde pro Woche ist vorgesehen, und das auch nur in der dritten Klasse.
Zu wenige Lehrer
Das ist wenig – vor allem, wenn man berücksichtigt, dass auch noch Unterrichtsausfall hinzukommt. Der dürfte beim Schwimmunterricht sogar noch öfter vorkommen als in anderen Fächern: Von Neuköllner Schulleitern hört man Klagen über eine dünne Personalausstattung bei Sportlehrern mit Zusatzqualifikation Schwimmen. Vertretungsunterricht im Krankheitsfall? Kaum organisierbar.
18.000 Euro hat man nun in das „Schwimmbär“-Projekt gesteckt – vielleicht hätte man damit besser Aufklärungsarbeit finanzieren sollen, die sich an die (Nichtschwimmer-)Eltern richtet. Denn solange die nicht einsehen, warum Schwimmen lernen wichtig ist – so lange doktert man mit dem „Schwimmbären“ höchstens an den Symptomen herum. Ein Seepferdchen-Kurs für die Eltern, das wär’s.
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