UNTERM STRICH

Auch von Martin Walser gibt es ein neues Interview. Nach dem Erscheinen seines neuen Werks, „Unser Auschwitz“, hat der Schriftsteller Kommentare zurückgewiesen, dass das Buch eine Art Rehabilitation sei. „Ich finde das absurd. Entschuldigung, ‚Rehabilitation‘, was heißt denn das? Das heißt, irgendein Verbrecher muss rehabilitiert werden“, sagte Walser im Interview der Deutschen Presse-Agentur. Die im März 2015 erschienene Anthologie dokumentiert die lebenslange Auseinandersetzung Walsers mit dem Thema deutsche Schuld.

Darin enthalten sind auch Auszüge aus Walsers Buch „Shmekendike Blumen“ über den jiddischen Schriftsteller Sholem Yankev Abramovitsh. Nach dessen Lektüre könnte er seine umstrittene Rede zur Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels 1998 in der Frankfurter Paulskirche nicht mehr halten, sagte Walser. Der Autor hatte damals eine „Instrumentalisierung von Auschwitz“ kritisiert. Heute sagt er: „Diese Instrumentalisierung kann mir doch egal sein. Was ist das – angesichts dessen, was passiert ist. Was sind da solche lächerlichen kleinen Hin-und-her-Redereien. Das verdanke ich Abramovitsh.“

Und zum Schluss noch etwas Lustiges: „Wie soll man mit Menschen diskutieren, die sofort beleidigt sind?“, lässt sich Maxim Biller im aktuellen Spiegel zitieren. Das ist noch ein spätes Echo seiner Streitschrift „Letzte Ausfahrt Uckermark“, in der er den deutschen Schriftstellern nichtdeutscher Herkunft Überangepasstheit vorwarf. Das Lustige an dem Zitat zeigt sich ein paar Zeilen weiter. „Ich will mit all diesen Leuten nichts zu tun haben“, sagt Biller da und weiter: „Kein Schriftsteller ist mein Freund.“ Wer ist hier beleidigt?