: „Mehr Infektionen“
MULTIRESISTENTER KEIM Marienkrankenhaus lädt zur Diskussion über Risiken eines Klinikaufenthalts
■ 57, Internist, ist Ärztlicher Direktor des Marienkrankenhauses. Zuvor war er Qualitätsmanager der Berliner Vivantes Kliniken.
taz: Herr Thombansen, ist es gefährlicher geworden, ins Krankenhaus zu gehen?
Eberhard Thombansen: In der Tat besteht angesichts der Technisierung von Krankenhäusern – in der Intensivmedizin und bei invasiven Therapien – heute ein generell erhöhtes Risiko.
Mit multiresistenten Keimen, über die Sie heute diskutieren.
Nicht nur. Wir sprechen auch über das größte Risiko in der nicht-operativen Medizin: die Medikamente.
Was ist daran riskant?
Dass man Wechselwirkungen nicht erkennt oder die Dosis nicht passt. Dann gibt es noch die Risiken der operativen Medizin: Ist es der richtige Patient, die richtige Körperseite. Diese Risiken sind größer geworden. Aber auch die Gegenmaßnahmen – etwa das Critical Incidence Reporting System. Damit können Mitarbeiter Beinahe-Fehler melden.
Gibt es auch Prophylaxe gegen multiresistente Keime?
Ja, auf diese Keime testen wir die Patienten, wenn sie Indien oder südeuropäische Länder bereist haben. Meist sind diese Keime von dort mitgebracht.
Oder aus der hiesigen Landwirtschaft?
Ja, dass Landwirte als Risikopatienten gelten, ist auch für mich recht neu. Aber der ungezielte Gebrauch von Antibiotika in der Tiermast produziert natürlich multiresistente Keime.
Sind die meisten behandelbar?
Zum Glück zurzeit noch. Allerdings erfordert das oft Reserveantibiotika, die man sparsam einsetzen muss, damit sich nicht auch hier Resistenzen bilden.
Trotzdem entstehen in deutschen Kliniken Resistenzen.
Auch hier kommt es vor, dass ein Arzt ein Antibiotikum wählt, das zu breit ist oder die Keime nicht abtötet, sondern sie nur resistent macht.
Sie sprechen heute auch über Klinikhygiene. Wo liegt das größte Defizit?
In der fehlenden Hände-Desinfektion. Das muss man jedes Mal tun, wenn man zum Patienten geht und von ihm weggeht. Falls es unterbleibt, sollte ein Patient die Pflegekraft, den Arzt oder seinen Besuch dazu auffordern.
Hört der Arzt das gern?
An diesem Ziel arbeiten wir. INTERVIEW: PS
Diskussion „Risiko Krankenhaus?“ Eberhard Thombansen diskutiert mit Claudia Brase (Geschäftsführerin der Hamburgischen Krankenhausgesellschaft), Hardy Müller (Vorstand des Aktionsbündnisses Patientensicherheit), Klaus-Dieter Zastrow (Direktor des Instituts für Hygiene und Umweltmedizin der Berliner Vivantes Kliniken): 18 Uhr, Marienkrankenhaus, Alfredstr. 9, Haus 1, Eingang C, Lichtsaal