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Archiv-Artikel

Die oberen Zwanzigtausend

PRIVATUNIS 12 Prozent der Studierenden lernen in Berlin an privaten Hochschulen – Tendenz steigend

Von AKW
Die HMKW

■ Die Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft wurde 2008 in Berlin gegründet. Seit 2011 gibt es eine Niederlassung in Köln. Jeweils rund 500 Studierende lernen an den Standorten. Die Bachelor- und Masterangebote umfassen die Bereiche Journalismus, Design, Medien- und Eventmanagement sowie Psychologie. An der HMKW unterrichten etwa 30 Professoren und Lehrbeauftragte. Die Bachelorstudiengänge sehen ein Praktikumssemester bei kooperierenden Unternehmen vor. Sie können, außer Wirtschaftspsychologie, auch dual studiert werden. Promotionsrecht hat die Privatuni nicht. Die Studiengebühren betragen 22.000 Euro im Bachelor-, 25.000 Euro im Masterstudium. Die HMKW vergibt pro Semester zwei Stipendien, die die Hälfte der Gebühren abdecken. Dafür müssen die Studenten für Unternehmen etwa Flyer entwerfen oder Werbevideos drehen. (akw)

46 Hochschulen gibt es in Berlin: 31 davon sind mittlerweile private. Von den insgesamt 171.274 Studierenden waren im Wintersemester 2014/2015 mit 21.367 und damit knapp 12,5 Prozent an Hochschulen in privater Trägerschaft. Im bundesdeutschen Vergleich ist das recht viel, denn nur etwa ein Viertel aller Hochschulen in Deutschland sind Privatunis; von den knapp 500.000 StudentInnen in Deutschland studieren gut 6 Prozent mittlerweile dort. Ihre absolute Zahl hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten allerdings verzehnfacht – Tendenz steigend. Die Gebühren liegen in der Regel um die 600 Euro im Monat. Der Verband der privaten Hochschulen (siehe private-hochschulen.net) wirbt mit der niedrigen Abbruchquote: Nach Verbandsangaben liegt sie an Privatunis bei 8, an staatlichen Unis bei 21 Prozent.

Privatunis bieten ein breites Spektrum von akademischen Ausbildungen: neben klassischen Fächern wie Architektur, Wirtschaft oder Journalismus vieles im Bereich Kommunikation und Design oder akademische Weiterbildungen für bisher nur „gelernte“ Berufe: etwa im Pflege- oder Erziehungsbereich, aber auch im Sporttrainerwesen – dies dann auch für BewerberInnen ohne Abitur.

Nicht als Konkurrenz, sondern als „Ergänzung der staatlichen Hochschullandschaft in Berlin“ betrachtet deshalb die Senatsverwaltung für Bildung die Privatunis. Die Nachfrage nach Studienplätzen steige ebenso wie die nach Fachkräften: „Wir wollen möglichst vielen Studierenden die Chance auf ihren Wunschstudienplatz geben“, so Senatsverwaltungssprecher Thorsten Metter. Neun Neuanträge auf Gründung einer Privatuni gab es in den vergangenen fünf Jahren in Berlin – und keine Ablehnung.

Mit öffentlichen Geldern gefördert werden die Hochschulen in privater Trägerschaft – anders als allgemeinbildende Privatschulen – aber nicht. Sie finanzieren sich über Studiengebühren und in der Regel über fördernde Partner, meist Wirtschaftsunternehmen.

Wie gut das klappt, wie viele solche Partner eine Privatuni hat und wie engagiert diese die Studierenden und Absolventinnen unterstützen, ist ein Kriterium bei der Suche nach der richtigen und guten privaten Hochschule. Denn in der schnell wachsenden Angebotslandschaft ist die Beurteilung von Qualität und Erfolgsaussichten eines Privatunistudiums nicht leicht.

Einen Anhaltspunkt bieten die im Internet veröffentlichten Gutachten des Wissenschaftsrates (www.wissenschaftsrat.de). Dieser prüft das vorgelegte Konzept bei der Antragstellung und fünf Jahre nach Aufnahme des Studienbetriebs auch Fortgang und Erfolg der Uni. Beide Gutachten werden veröffentlicht.

Wichtige Gesichtspunkte sind auch die Unterstützung der Uni bei der Praktika- und der späteren Jobsuche oder bei eventuell gewünschten Auslandsaufenthalten: Gibt es ein Career Center, das bei der Suche vermittelt? Hat die Hochschule ausländische Partner? Auch Qualifikation und Praxisnähe der Lehrenden sind ein Qualitätskriterium. Denn gerade die Privatuniversitäten werben häufig mit ihrem gegenüber staatlichen Unis stärkeren Praxisbezug. (akw)