: „Stachel in der Haut gehören dazu“
KAKTUS Obwohl sie piken und manchmal ganz schön hässlich sind, widmet sich Inge Funke ihrem Kakteen-Hobby seit über 30 Jahren. Über 70 Pflanzen schmücken derzeit ihr Fenster in Prenzlauer Berg
■ Die Kakteentage finden seit 2001 alle zwei Jahre statt. Sie sind eine Veranstaltung der Deutschen Kakteengesellschaft und der Berliner Kakteenfreunde.
■ Von Donnerstag bis Sonntag können sich Besucher im Botanischen Garten in Dahlem Kakteen ansehen. (rom)
taz: Frau Funke, erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Kaktus?
Inge Funke: Nein, nicht mehr. Ich habe mal einen von meiner Mutter bekommen, die ist 1982 gestorben. Ableger von diesem Kaktus habe ich heute noch.
Warum haben Sie angefangen, Kakteen zu sammeln?
Ich habe keinen Garten, mein Kakteenfenster ist mein Ersatz dafür. Kakteen sind sehr platzsparend und wachsen auch nicht so schnell. Ich habe dann hier und da mal einen mitgenommen, und es wurden immer mehr. Bis zu 90 Pflanzen hatte ich mal im Fenster stehen – aktuell sind es ungefähr 70.
Das ist eine Menge. Wie viel Zeit stecken Sie in die Pflanzen?
Gar nicht so viel, aber man muss schon jede Woche Zeit zum Gießen einplanen. Im März fange ich damit an, jeden Samstag oder Sonntag für anderthalb Stunden und Ende Oktober höre ich auf. Die Kakteen speichern ja das Wasser und kommen dann über den Winter. Kritisch ist das Fensterputzen. Es sind inzwischen so viele Pflanzen.
Was macht die Pflanzen denn so besonders für Sie?
Sie sind so vielseitig in ihren Stachelformen, die Länge der Stacheln, manche haben Haare, einige Kakteen blühen viel, andere wenig. Form und Farbe der Blüten sind verschieden.
Haben Sie einen Liebling?
Ich habe eine Lieblingsblüte, die Königin der Nacht. Eigentlich ist das ein oller, hässlicher Kaktus. Aber einmal im Jahr blüht er, und das ist die schönste Blüte aller Blüten. Ein, zwei Tage vorher sieht man, wann es so weit ist, dann öffnen sich die Knospen ganz leicht. Mit Beginn der Dämmerung gehe ich jede Stunde zum Kaktus und freue mich, wenn es endlich so weit ist.
■ Jahrgang 1947, ist seit 2008 Rentnerin. Zuvor arbeitete sie als Theaterplastikerin, hauptsächlich für das Berliner Ensemble. Besonders gut war sie im Modellieren von Tiermasken.
Kakteen sind warmes, trockenes Wetter gewohnt. Wie reagieren sie auf das Berliner Klima? Temperaturen bis sechs Grad minus verkraften sie. In manchen Jahren wurde es zu kalt. Da habe ich alle Kakteen reingeholt. Manchmal war ich auch zu faul, das habe ich dann damit bezahlt, dass einer erfroren ist. Im Sommer bekommt manchmal einer einen Sonnenbrand.
Haben Sie sich schon mal an einem Kaktus gepikt?
Ja, das passiert immer wieder. Manche haben Haken, die stecken manchmal über mehrere Stunden in der Haut, aber das gehört dazu. INTERVIEW: RONNY MÜLLER