Griff zu den Waffen

ACTIONTHRILLER Geht gut rein: In „The Gunman“ begleicht Sean Penn als Söldner alte Rechnungen

Nachdem er Liam Neeson 2008 mit dem Actionthriller „96 Hours“ Anschubhilfe zu einem erstaunlichen Spätwerk als Darsteller grimmiger, ausgebrannter Silberrücken in diversen No-Nonsense-Räuberpistolen verholfen hat, scheint der französische Regisseur Pierre Morel nun mit Sean Penn Ähnliches im Schilde zu führen.

Die (reichlich lose) Verfilmung von Jean-Patrick Manchettes modernem Noir-Klassiker „La Position du tireur couché“ (1982) zeigt einen faszinierend gealterten, einst in Hollywoods Anspruchssektor erfolgreichen Charakterdarsteller im für seine Verhältnisse bislang unwahrscheinlichen Setting eines rauen Actionreißers. Politische Untertöne kommen hinzu, wie es von Sean Penn als Vertreter des linken Hollywood erwartbar ist.

Penn gibt einen vom schlechten Gewissen geplagten Söldner, der im Auftrag eines multinationalen Konzerns einen kongolesischen Politiker buchstäblich aus dem Verkehr gezogen und das Land damit in eine schwere politische Krise gestürzt hat. Ein Job, für den er den Kongo samt Geliebte verlassen musste.

Jahre später sitzen seine einstigen Mitstreiter in wattierten Chefetagen, während Penn weiter mühsam für sein Brot anpacken und überdies körperliche Einbußen hinnehmen muss. Als ein Anschlag auf sein Leben misslingt, greift er zu den Waffen, um alte Rechnungen zu begleichen.

So weit, so (links eingefärbter) Genre-Standard. Es gibt gute Gründe, diesen Film nicht zu mögen: Das rüde Männer-Pathos, die schlichten politischen Skizzierungen, der trotz aller Kritik an den großen Konzernen latente Rassismus, nicht zuletzt die Sache mit der damsel in distress, wenn Penn seine Exgeliebte immer wieder beherzt zupackend aus ausweglosen Situationen retten muss (immerhin: am Ende darf sie ihn auch mal ein bisschen retten). Und für Manchette-Freunde ist dieser Film ohnehin eine einzige Versündigung.

Dennoch fasziniert „The Gunman“ als Körperfilm ungemein: Penns sichtlich auf ästhetischen Mehrwert hin antrainierte Muskeln und seine Agilität toppen noch mal seine auch schon bemerkenswerte körperliche Präsenz im sonderbaren Mafia-Thriller „Gangster Squad“ (2013), der für Penn typische matte Gesichtsausdruck ist endgültig in Stein gemeißelt. Die Actionszenen setzen folgerichtig mehr auf Physis denn auf Rasanz. Im Verbund mit der melancholischen Noir-Atmosphäre geht das als kleiner, konzentrierter Actionthriller gut rein. THOMAS GROH

■  „The Gunman“. Regie: Pierre Morel. Mit Sean Penn, Javier Bardem u. a., Spanien/Großbritannien/Frankreich 2015, 115 Min.