: Einblick (569)
Shannon Bool, Künstlerin
■ Shannon Bool wurde 1972 in der kanadischen Kleinstadt Comox geboren. Sie studierte Literatur in Kanada und Kunst in Vancouver, New York und in Deutschland an der Frankfurter Städelschule. In ihren Arbeiten befasst sie sich mit Malerei, Skulptur und fotografischen Techniken – darunter vor allem dem Fotogramm – und sie setzt sich mit den Themen Alltag, Literatur, Psychologie, Musik und Kunstgeschichte auseinander. Eine wiederkehrende Rolle in ihrem Werk spielen Ornamente; für sie transparente visuelle Systeme, die Wahrnehmungs- und Beschäftigungsprozesse markieren. Aktuell sind Bools Werke in der Contemporary Art Gallery in Vancouver zu sehen – „Michelangelo’s Place“, 1. Mai–28. Juni – und im Museum für Moderne Kunst in Frankfurt a./M. („Highlights der Sammlung“, bis 28. September). Demnächst stellt sie bei Kadel Willborn in Düsseldorf, bei Daniel Faria in Toronto und in der Saatchi Gallery in London aus. Shannon Bool lebt mit ihre Familie in Berlin.
taz: Welche Ausstellung in Berlin hat Sie/dich zuletzt an- oder auch aufgeregt? Und warum?SB: Ich fand die Ausstellung „Tanz der Ahnen – Kunst vom Sepik in Papua-Neuguinea“ im Martin-Gropius-Bau aufregend, weil ich Bilder von Innenräumen der Zeremnonienhäuser der Sepik-Männer sammle und von Malu-Brettern. Ich setze sie in einer Photogrammserie ein, die Elemente der Modefotografie von 1925 mit der räumlichen Ausstattung der Psychoanalyse verbindet. Ich konnte ein paar ziemlich gute Fotos machen; es war ein Montagabend, und ich war fast alleine in der Ausstellung, die eine riesige Aufarbeitung einiger der besten Sammlungen Europas ist. Da die meisten Artefakte so nah an der Natur hergestellt wurden, kann man sie sogar jetzt noch, in ihrem quasi eingefrorenen Zustand, riechen und die Energie spüren, die von ihnen ausgeht.
Welches Konzert oder welchen Klub können Sie/kannst du empfehlen??Lana de Rey könnte ich mir eine Million Mal anschauen, und Bob Dylan hab ich ungefähr achtmal gesehen. Ich liebe auch mittelalterliche Musik, besonders Ensembles mit Flöten und Lauten.
Welche Zeitung/welches Magazin und welches Buch begleitet Sie/dich durch den Alltag?Ich lese keine Zeitungen oder Zeitschriften, sondern informiere mich über die Nachrichten online, auf BBC und Facebook. Ganz besonders mag ich Martha Roslers Feed, der sehr schlau den Verfall der Politik beobachtet und mit einem Gutteil Berichterstattung zum Stand der Menschenrechte auch auf Kunstweltkritiken eindrischt. Außerdem lese ich gerade „Ein Held unserer Zeit“ von Michail Lermontov; ein kitschiger, eleganter russischer Spaghettiwestern aus dem 19. Jahrhundert.
Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht Ihnen/dir am meisten Freude? Es macht mich jeden Tag glücklich, Zeit mit meinem Mann und meinem Sohn zu verbringen.