Islamistischer Überfall auf Polizeiwache

BOSNIEN UND HERZEGOWINA Erstmals greift ein islamistischer Attentäter in dem Balkanstaat eine Polizeiwache an und tötet einen Polizisten. Der Mann und sein Komplize stammen aus dem bekannten Dorf Mauca

BERLIN taz | Aus allen Teilen Bosniens zeigen sich Menschen bestürzt über einen Anschlag auf eine Polizeiwache in der Stadt Zvornik im Nordosten von Bosnien und Herzegowina. Mit dem Ruf „Allahu akbar“ war am Montagabend der 24-jährige Avdullah Hasanovic in eine Polizeiwache gestürmt, hatte einen Beamten getötet, zwei weitere verletzt und war dann beim Schusswechsel selbst getötet worden, wie die Behörden mitteilten. Der Attentäter Avdullah Hasanovic und sein etwa gleichaltriger mutmaßlicher Helfer Nerdin Ibri, der am Dienstag von der gesamtstaatlichen Polizei Sipa festgenommen wurde, gehörten nach ersten Erkenntnissen einer wahhabitischen Gruppe an, die schon vorher in der Region aktiv war.

Die Gruppe ist mit dem Dorf Mauca und den dort lebenden Radikalen verbunden. Dieses Dorf gilt als Zentrum der wahhabitischen Bewegung in Bosnien und Herzegowina. Das Dorf wurde überwacht und mehrmals von der Polizei durchsucht. Nerdin Ibric ist nach Angaben des Innenministers des serbischen Teilstaates in Bosnien, Dragan Lukac, zuvor im Zusammenhang mit der Ausreise von Dschihadisten nach Syrien und wegen Verbindungen zu den Wahhabiten befragt worden. Der Fernsehsender TV1 berichtete, der Verdächtige sei selbst in Syrien gewesen.

Der Vater des Attentäters war 1992 bei ethnischen Säuberungen in der Region Zvornik von serbischen Extremisten ermordet worden. Dieses Verbrechen könne jedoch kein Grund sein, jetzt wieder mit ethnisch-religiöser Gewalt zu beginnen, heißt es in Kommentaren aus dem muslimisch dominierten Sarajevo. Für die Sicherheitskräfte wurde am Dienstag die höchste Alarmstufe ausgegeben. Spezialeinheiten der Sipa und der lokalen Polizei wurden nach Zvornik geschickt, um mögliche gewaltsame Proteste der serbischen Bevölkerung zu unterbinden. ERICH RATHFELDER