: Förderung für die Sinti
MINDERHEITEN-STELLUNG
Grüne und SPD wollen die Stellung der Sinti und Roma in Niedersachsen verbessern. Wie die Grünen-Landtagsfraktion bei einer Sitzung im früheren Konzentrationslager Bergen-Belsen bekräftigt hat, würden sie dazu am liebsten einen Staatsvertrag nach Vorbild Baden-Württembergs schließen. „Der Völkermord an den Sinti und Roma ist ein leidvolles Stück Geschichte, das keineswegs überwunden ist, sondern nach wie vor als ‚vergessener Holocaust‘ gilt“, erklärten die Grünen zum 70. Jahrestag der Befreiung des Lagers.
Das Deutsche Reich hatte die Sinti und Roma wie die Juden zu Hunderttausenden deportiert, gequält und vernichtet. In Deutschland und Österreich brachten die Nationalsozialisten und ihre Helfer 90 Prozent der Sinti- und Roma-Bevölkerung um. Die Aufarbeitung dieses Verbrechens verlief noch schleppender als bei dem Völkermord an den Juden. „Im Gegensatz zur Schoah dauerte es Jahrzehnte, bis die Dimension der an unseren Menschen begangenen Verbrechen allmählich ins allgemeine Bewusstsein drang“, kritisierte Romani Rose, der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma kürzlich in der taz.
Vorurteile gegen „Zigeuner“ seien auch in Deutschland nach wie vor verbreitet, schrieb Rose. Viele Sinti und Roma erlebten im Alltag Ausgrenzung und verleugneten ihre Identität. Während der Nazizeit und auch nach dem Krieg wurden viele von ihnen um eine ausreichende Schulbildung gebracht – mit Folgen bis heute.
Mit dem geplanten Vertrag wollen SPD und Grüne das Rahmenübereinkommen des Europarats zum Schutz nationaler Minderheiten umsetzen – ob als Staatsvertrag oder als „Rahmenvereinbarung“, ist noch offen. Nach Ansicht der SPD soll der Vertrag den „Paradigmenwechsel hin zur Teilhabe“ der rot-grünen Koalition widerspiegeln.
Die Fraktionschefin der Grünen Anja Piel findet es besonders wichtig, dass sich die Forschung mit der Geschichte der Sinti und Roma auseinandersetzt und dass diese Geschichte in den Schulen gelehrt wird. Für vorbildlich hält sie den Rat, den Baden-Württemberg aus Vertretern der Minderheit und des Landes eingerichtet hat. Stuttgart fördert die Kultur, Öffentlichkeitsarbeit, Beratung und Bildung der Sinti und Roma mit 500.000 Euro im Jahr. KNÖ