SVEN SCHRÖDER, SPEZIALIST FÜR CHINESISCHE MEDIZIN : Der Kultur-Vermittler
■ ist Facharzt für Neurologie und leitet bereits seit dem Jahr 2000 eine große TCM-Praxis in Hamburg.Foto: Metzdorf
Seine Begeisterung zeigt er nicht allzu sehr: Dafür spricht Sven Schröder zu überlegt, zu bedächtig. Fragt man aber genauer nach, dann zeigt sich: Der Mann brennt durchaus – für die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM). Die ist zwar auch nicht allmächtig, aber in vielen Bereichen differenzierter als die westliche Medizin, so heißt es, weil sie stärker auf das Individuum schaut.
Klar: Von der Schmerz-Akupunktur hat man schon gehört. Aber das weit darüber hinausreichende Spektrum der TCM, sagt Schröder, sei im Westen wenig bekannt. Und das möchte er ändern: Gestern ist am Universitätskrankenhaus in Hamburg-Eppendorf das von Schröder initiierte Zentrum für TCM eröffnet worden.
„Wir wollen“, sagt er, „zweigleisig fahren“: Einerseits werde es eine Praxis mit deutschen und chinesischen Ärzten geben. Andererseits wolle man forschen und Behandlungserfolge dokumentieren, um der Skepsis seitens westlicher Schulmediziner – und der Krankenkassen – etwas entgegenzusetzen. „Unsere Behandlungsergebnisse, etwa bei Magen-Darm-Krankheiten oder neurologischen Beschwerden, gehen über Placebo-Effekte weit hinaus“, sagt Schröder, der eigentlich Facharzt für Neurologie ist und sich seit den 1980er Jahren in TCM weitergebildet hat, Hospitationen in China inklusive.
Dort, erzählt er, hätten die meisten Krankenhäuser eine Abteilung für westliche und eine für chinesische Medizin. Auf dem Weg zu diesem Modell sei auch sein nun eröffnetes Zentrum allenfalls ein kleiner Schritt. Anderswo in Europa ist man weiter. Die Universität Porto etwa bietet inzwischen einen Masterstudiengang für TCM – einer der Dozenten: Sven Schröder. „So akademisiert“, sagt er, „ist das hierzulande leider noch nicht“.
Aufgeben aber ist seine Sache nicht, und Ungeduld noch weniger. „Was mir an der chinesischen Kultur gefällt“, sagt Schröder, „ist die Idee, dass man den mittleren Weg geht, also nach Balance und Stabilität sucht“. Und das wollen er und seine Kollegen während ihres zunächst auf fünf Jahre angelegten Projekts auch in Hamburg versuchen. PS