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Archiv-Artikel

„Ziemlich unflexibel“

VÖGEL Der Mauersegler ist in Gefahr. Sein Bestand geht stetig zurück. Helmut Joachim erklärt, warum

Helmut Joachim

■ 59, Bauzeichner, engagiert sich seit gut sieben Jahren für den Schutz der Mauersegler.

taz: Herr Joachim, warum zählt der Mauersegler in Hamburg zu den gefährdeten Tierarten?

Helmut Joachim: In Hamburg gibt es sehr viele Altbaubestände. Die Mauersegler leben in den Ecken und Löchern dieser alten Bausubstanzen. Durch die neuen energetischen Sanierungen werden den Vögeln die Brutmöglichkeiten hermetisch zugeklebt. Der Mauersegler wird sozusagen ausgeschlossen.

Kann er nicht umziehen?

Das Schlimme daran ist, dass seine Existenz unmittelbar mit dem Brutplatz zusammenhängt. Die Vogelart ist ziemlich unflexibel. An einen einmal aufgesuchten Brutort kehren die Vögel immer wieder zurück und brüten ausschließlich dort.

Wie kann dem Vogel geholfen werden?

An jedem Gebäude, das saniert werden soll, sollten zunächst Fachleute untersuchen, ob dort Gebäudebrüter vorhanden sind. Wenn Segler am Gebäude sind, sollte darauf geachtet werden, dass nicht in der Brutzeit saniert wird.

Wann brütet denn der Mauersegler?

Die Saison geht von Ende April bis Ende Juli. Es sollte auch darauf geachtet werden, dass Ersatzmaßnahmen geschaffen werden: Es gibt die Möglichkeit, neue Nistplätze für die Vögel einzurichten. Diese sollten genau an den Stellen angebracht werden, wo die Nistplätze waren. Die Konsequenz heißt also nicht, nicht sanieren, sondern eben mit Bedacht sanieren und darauf zu achten, Alternativen zu schaffen. Man kann ihnen ja helfen, es gibt jede Menge Möglichkeiten.

Wie viele Mauersegler gibt es in Hamburg?

Laut ornithologischen Zählungen noch ungefähr zwischen fünf- und sechstausend Brutpaare. Das ist wirklich sehr wenig.

Sie beschäftigen sich seit sieben Jahren intensiv mit diesen Vögeln. Was fasziniert Sie so daran?

Der Mauersegler versteht es in ganz besonderer Weise zu fliegen und gehört zu den schnellsten Vögeln der Welt. Ein fünfjähriger Mauersegler ist in seinem Leben die Strecke Erde-Mond fünf Mal hin und her geflogen. Er hat viele Fähigkeiten, über die man einfach nur staunen kann. Er schläft beispielsweise in der Luft. Wenn ich ihren rasanten Flugspielen zusehe, mit diesen Rufen, dann bringt das bei mir immer ein Gefühl der Lebensfreude mit sich. Das ist ein anderes Fliegen als ein normales Fliegen. Was so ein Segler kann, ist wirklich der blanke Wahnsinn!

INTERVIEW: SOPHIA LIEBIG

Vortrag „Faszination Mauersegler“: 20 Uhr, Motte, Eulenstraße 43