Baubeginn für das erste türkische AKW

ENERGIE Ausgerechnet in einer Erdbebenregion will die Türkei in die Atomkraftproduktion einsteigen

ANKARA afp/taz | Begleitet von wütenden Protesten hat in der Türkei der Bau des ersten Atomkraftwerks des Landes begonnen. Energieminister Taner Yildiz und der Chef des staatlichen russischen Atomkonzerns Rosatom, Sergei Kirijenko, legten am Dienstag den Grundstein für das Kraftwerk russischer Bauart in Akkuyu an der Mittelmeerküste. Atomkraftgegnern gelang es, die Delegation kurzzeitig auf der Baustelle einzuschließen. Sie verweisen auf Umwelt- und Sicherheitsrisiken. Die Polizei setzte Wasserwerfer ein. Auch in Ankara und Istanbul gab es Proteste.

Energieminister Yildiz sagte, eine aufstrebende Türkei könne nicht ohne Atomkraft auskommen. „Wenn wir dieses Kraftwerk vor zehn Jahren gebaut hätten, hätten wir schon 13 Milliarden Euro an Gasimporten eingespart.“ Auch Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan steht hinter dem Bau, er will die Türkei von Gas- und Öleinfuhren unabhängiger machen.

Allerdings soll ausgerechnet der russische Atomkonzern Rosatom das umgerechnet 19 Milliarden Euro teure AKW betreiben. Für sein Engagement erhält er die Garantie, dass der türkische Staat 70 Prozent der produzierten Energie abnimmt.

Umweltorganisationen monieren, dass Akkuyu in einer Erdbebenregion liegt, im Januar scheiterte Greenpeace jedoch mit einer Klage gegen den Bau des AKW. Yildiz bemühte sich, die Kritik zu entschärfen. Die Industrie habe „die Lektionen aus Fukushima gelernt“, sagte er.

Die Regierung hatte aufwendig für Atomkraft geworben und unter anderem Filme mit lachenden Kindern produzieren lassen, die im Schatten des Kraftwerks Fahrrad fahren.

Insgesamt plant die Türkei bis 2030 drei AKWs. Neben dem in Akkuyu soll eines in Sinop an der Schwarzmeerküste entstehen, für das 15 Milliarden Euro veranschlagt sind. Der dritte Standort ist noch offen.