: Deutsche Bank zahlt 1,4 Milliarden Euro Strafe
FINANZWELT Deutschlands größtes Geldhaus kauft sich von einem seiner diversen Skandale frei. Wegen jahrelanger Zinsmanipulationen zahlt es in den USA und Großbritannien eine Strafe in Rekordhöhe
BERLIN taz | Die Deutsche Bank bekennt sich in einem der größten Fälle von Zinsmanipulation der letzten Jahre offenbar schuldig. Dafür zahlt sie in einem Vergleich die Rekordsumme von 1,4 Milliarden Euro. Darauf einigte sich Deutschlands größtes Geldhaus mit den Ermittlungsbehörden in den USA und Großbritannien, wie die New York Times und die Nachrichtenagentur Bloomberg berichten.
Der Vergleich beinhalte das Schuldeingeständnis einer britischen Tochterfirma wegen Betrugs. Die Strafzahlung wäre die bislang höchste, die im sogenannten Libor-Verfahren über eine Bank verhängt wurde. Die Deutsche Bank äußerte sich nicht näher zu der Einigung.
Der Libor (London Interbank Offered Rate) ist einer der wichtigsten Referenzsätze, zu dem Banken sich gegenseitig Geld leihen. Von ihm hängen weltweit Finanzgeschäfte im Volumen von mehreren hundert Billionen Dollar ab. Zwischen 2005 und 2010 haben die Deutsche Bank und andere Großbanken diesen Zinssatz manipuliert und so Milliardengewinne eingefahren. Tür und Tor wurde der Manipulation geöffnet, weil die Banken selbst die Konditionen festlegten, zu denen sie sich bei anderen refinanzieren konnten. Den Kunden ist ein Schaden von circa 17 Milliarden Dollar entstanden.
Behörden auf der ganzen Welt untersuchen bereits seit Jahren, inwieweit Großbanken und Brokerhäuser an internationalen Referenzsätzen wie Libor und Euribor geschraubt haben. Erst 2013 verhängte die EU-Kommission eine Rekordbuße von 1,7 Milliarden Euro gegen sechs Finanzinstitute. Mit 725 Millionen Euro zahlte der deutsche Branchenprimus auch hier die höchste Strafe, die je von der EU-Kommission auferlegt wurde.
Nur eine der Altlasten
Von dem milliardenschweren Deal im Libor-Fall verspricht sich die Deutsche Bank eine schnelle Beendigung des seit Jahren andauernden Verfahrens. Das Institut kämpft seit geraumer Zeit mit mehreren amerikanischen und britischen Finanzbehörden um seine Altlasten: So dürften die Behörden noch Verstöße gegen Embargovorschriften im Fall des Iran ahnden, und im Skandal um manipulierte Devisenkurse sieht sich die Bank empfindlichen Schadensersatzforderungen wegen verlustreicher Hypothekenanleihen gegenüber. Ende 2014 brummte die britische Finanzbehörde FCA der Deutschen Bank zudem eine Geldbuße von 6,3 Milliarden Euro auf, weil sie über Jahre Geschäftstransaktionen unsauber dokumentierte.
Berichten zufolge könnte der Vergleich noch im April zum Abschluss kommen. Wie aber die Beispiele zeigen, ist die Deutsche Bank mit der Beilegung des Verfahrens rund um den Libor keinesfalls aus dem Schneider.
ALENA POLTH