: Die Eva-Hermann-Partei
Parteien zur Landtagswahl: Am 27. Januar wird in Niedersachen gewählt. Am 24. Februar in Hamburg. Neben den großen, etablierten treten auch viele kleine Parteien an. Die taz nord stellt sie vor. Teil 3: Die Familienpartei
Der jüngste der 746 niedersächsischen Parlaments-Kandidaten, Elias Strehle, ist 18 Jahre alt und gehört der Familienpartei an. Eigene Kinder hat er noch nicht, aber auch er wünscht „echte Wahlfreiheit für Eltern“, wie es im Parteiprogramm heißt.
Hauptangriffsziel ist Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU), die „die Subventionierung des kinderlosen Lebensmodells auf Kosten der Eltern“ verteidige. Die Familienpartei fordert die Aufwertung der Eltern und schreckt zu diesem Zweck selbst vor einem Zitat des vormaligen Papstes Johannes Paul II. nicht zurück: „Die Kirche wünscht, dass der von der Mutter, ebenso wie der vom Vater im häuslichen Leben geleistete Dienst auch in Form einer finanziellen Anerkennung als Beitrag zum Gemeinwohl angesehen wird.“
Die Familienpartei will jungen Menschen wieder Mut machen, eine Familie zu gründen. Und sieht sich in dieser Forderung vom Wähler bestätigt: Bei der Europawahl 2004 habe man ein Prozent der Stimmen erreicht, in den neuen Bundesländern „teilweise bis zu 2,5 Prozent“.
Die Partei bemängelt die hohe Zahl der Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland und formuliert im Wahlprogramm das Ziel, nachfolgende Generationen sollten nicht von der „Last zu vieler alter Menschen erdrückt werden“. Auch diesem demografischen Problem könne nur die Reform der Familienpolitik vorbeugen. Schließlich trügen derzeit allein die Eltern die Last der Zukunftssicherung.
Die Familienpartei wurde 1981 in Bayern gegründet und ist nach eigener Auskunft eine „freiheitlich-demokratische Partei der politischen Mitte“. Sie will allen Menschen in der Bundesrepublik Deutschland „eine selbstbestimmte und friedliche Zukunft sichern“ und für die Aufrechterhaltung der Demokratie sorgen.
Familie, in diesem Punkt gibt sich die Familienpartei liberal, bedeute „eine dauerhafte Lebensgemeinschaft von Eltern mit Kindern“. Alleinerziehende, Getrennterziehende und nichteheliche Lebensgemeinschaften sind ausdrücklich zugelassen.
Auf der Homepage der Partei werden unter anderem ausgiebig Kurt Biedenkopf und Paul Kirchhoff zitiert, die ebenfalls die Benachteiligung der Eltern kritisiert hatten. Fraglich ist allerdings, ob die beiden auch die These der Familienpartei unterschreiben würden, dass Konrad Adenauer mit dem Generationenvertrag „den schwersten politischen Sündenfall der Nachkriegspolitik“ begangen habe. Adenauer hatte 1957 eine Klausel aus dem Ursprungswerk Wilfried Schreibers entfernt, die einen höheren Beitrag für Kinderlose vorgesehen hatte – weil er die Stimmen Kinderloser nicht verlieren wollte, wähnt die Familienpartei. Der Vorsitzende der Partei, Arne Gericke, ist verheiratet und hat sechs Kinder. Er lebt in Tessin, Mecklenburg-Vorpommern und ist von Beruf freier Redner. GRIT BEECKEN