Überfall auf rechten Szene-Laden

Eine Handvoll Vermummter hat den von Hamburger Neonazis betriebenen Szene-Laden in Rostock zerstört

In einschlägigen Internetforen spielen Neonazis schon mit Rachegedanken: Sie empfehlen „diesem roten arschkrichenden Lumpenpack denselbigen bis zum Halswirbel aufzureißen“ und „linke Läden, Kaffee‘s versäuchen“. Auslöser der orthografisch zweifelhaften Drohungen: Am Dienstagabend stürmten Vermummte den Szeneladen „East Coast Corner“ (ECC) in Rostock. „Durch eine Überwachungskamera wissen wir, dass zehn Personen um 19.20 Uhr vor dem Laden waren“, sagt ein Polizeisprecher.

Eine Minute später stürmten fünf von ihnen ins ECC. Sofort griffen einige den Geschäftsführer Thorsten de Vries mit Schlagwerkzeug an. Andere schlugen auf Inventar und Computer ein. Mit Farbe und vermutlich mit Buttersäure wurde zudem das Verkaufsangebot beschädigt. Eine 19-jährige Kundin, die sich im Hinterraum versteckte, rief per Handy die Polizei. „Um 19.22 Uhr verließen die Täter aber bereits den Laden“, sagt der Polizeisprecher. De Vries musste im Krankenhaus ambulant versorgt werden. „Wegen der gefährlichen Körperverletzung und Sachbeschädigung suchen wir Zeugen“, sagt der Polizeisprecher. Das Aktionsbüro Norddeutschland droht derweil unverhohlen: „Das Problem des roten Terrors muss anderweitig gelöst werden!“

Erst im Juni 2007 hatten die Hamburger Neonazis de Vries und Torben Kleben den rechten Szene-Laden eröffnet – mitten in dem alternativen Rostocker Stadtteil Kröpeliner-Tor-Vorstadt. ANDREAS SPEIT