: Bücher für die Einjährigen
Seit einem Jahr läuft das Leseförderprojekt „Buchstart“, das sich an Kleinstkinder richtet. Arztpraxen hatten die Eltern mit Lesestoff versehen und sie zu ihrem Vorleseverhalten befragt. Die meisten gucken schon mit Babys Bücher
„Wir erreichen hier keine Problemfamilien, da müssen wir uns nichts vormachen“, Nina Kuhn, Projektleiterin des Programms „Gedichte für Wichte“, das seit einem Jahr in Hamburg läuft, weiß um dessen begrenzte Wirkung. Trotzdem ist sie überzeugt, dass Projekte wie dieses, die Kinder zwischen null und drei Jahren erstmals und gezielt an Bücher heranführen, für die Leseförderung von zentraler Bedeutung sind.
Im Januar 2007 ist das hamburgweite Projekt erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt worden. Eltern mit Kleinstkindern – bewusst auch solche mit Migrationshintergrund – bekamen in Arztpraxen 18.000 „Buchstart“-Taschen ausgehändigt.
Teilgenommen haben rund 50 Hamburger Kinderärzte; Anlass war die Routineuntersuchung U6. Die Ärzte haben Eltern unter anderem über ihr Vorleseverhalten befragt und jetzt erste Ergebnisse bekannt gegeben. 95 Prozent der 766 befragten Eltern gaben an, bereits mit Einjährigen Bilderbücher anzuschauen. 6,5 Monate seien die Kinder sogar erst alt, wenn sie erstmals in Kontakt mit Büchern kämen. Die gemeinsame tägliche Lesezeit liege bei 12,5 Minuten.
Ein Drittel der Eltern hat nach eigenem Bekunden sogar ein besonderes Leseritual. Gern greifen sie deshalb auf die „Buchstart“-Lesetaschen zurück und haben sich teils den „Gedichte für Wichte“-Gruppen, die ebenfalls zum Projekt gehören, angeschlossen.
„Emma hat jetzt viel mehr mehr Geduld, wenn ich mit ihr zusammen ein Buch anschaue“, sagt etwa Nina Kuß, die mit ihrer Einjährigen regelmäßig zu den „Wichten“ geht. Inzwischen sei das Anschauen von Büchern, darauf ist Gruppenleiterin Irina Pantschenko aus Bergedorf besonders stolz, bei vielen fest in den Alltag integriert. „Viel Mütter kaufen ihren Kindern später die Bücher, die sie hier gemeinsam gelesen haben“, sagt sie. Auf diese Weise würden Mütter, „die wollen und nicht können“, spielerisch an die gemeinsame Lektüre herangeführt, bestätigt auch Projektleiterin Nina Kuhn. ANNA-LENA WOLFF
www.buchstart-hamburg.de