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Archiv-Artikel

Mehr Studi-Stipendien

Bund und Länder planen, 10 Prozent der Studierenden zu fördern. Die Wirtschaft soll die Hälfte des Gelds beisteuern

Von WOS

BERLIN taz ■ Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) will, dass sich Unternehmen stärker an Stipendien für Studierende beteiligen. Die deutsche Wirtschaft könne hier im internationalen Vergleich noch aufholen, sagte Schavan am Montag.

Bisher erhalten von den rund 2 Millionen Studierenden in Deutschland lediglich 2 Prozent ein Stipendium – also rund 40.000. Das Engagement der Wirtschaft hält sich dabei in Grenzen: Die Stiftung der Deutschen Wirtschaft finanziert gerade mal 900 Studis.

Verändern könnte die Situation ein nationales Stipendiensystem, das zur Hälfte von Bund und Ländern und zur anderen Hälfte von den Unternehmen finanziert wird. Bund und Länder diskutierten gestern einen entsprechenden Vorschlag Nordrhein-Westfalens. Bis 2012 soll demnach der Anteil der geförderten Studis auf 10 Prozent steigen. Die Stipendien sollen „ausschließlich nach Begabung und Leistung vergeben werden“. Jeder Geförderte soll 300 Euro monatlich bekommen.

Bildungspolitiker von SPD und Grünen können sich für den Vorschlag aus NRW nur wenig erwärmen. „Natürlich ist es ein schlechter Witz, dass nur 2 Prozent der Studierenden Stipendien bekommen“, sagte Kai Gehring, hochschulpolitischer Sprecher der Grünen im Bundestag. Ihn stört aber, dass alle Stipendien nur leistungsbezogen vergeben werden sollen: „Wir brauchen dringend Benachteiligtenstipendien“, meint er.

Das sieht der Studierendendachverband fzs ähnlich. Die Stipendienpläne seien „eine Verschiebung der Studienfinanzierung hin zu denen, die es nicht nötig haben“, sagte fzs-Vorstand Regina Weber. Besser und sozialer wäre es, das Bafög stärker zu erhöhen. Weber verweist auf Zahlen der AG Hochschulforschung in Konstanz. Danach erhielten bisher unter Akademikerkindern zweieinhalbmal so viele ein Studienstipendium wie unter Arbeiterkindern.

Die Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Bildung, Ulla Burchardt (SPD), hielte eine Ausweitung der Stipendien zwar prinzipiell für eine gute Sache, „aber besser wäre, wenn die CDU-Länder die Studiengebühren wieder abschaffen würden“, sagte sie. 10 Prozent der Studis mit 300 Euro zu fördern mache „bei weitem nicht die Lücken wett, die durch die Studiengebühren entstanden sind“.

Bildungsministerin Schavan will sich jetzt erst mal anschauen, wie viel die Wirtschaft wirklich für die Studis tut – und dann im Mai entscheiden. WOS