soundtrack
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Die Woche fängt wie immer am Donnerstag an, ist dann aber auch gleich wieder vorbei, um am Montag erst oder noch mal loszugehen. Man kann das dazwischen liegende Wochenende also für andere Dinge nutzen, die sonst liegen bleiben, bzw. man kann selber liegen blieben. Aber von vorne: Zu den Fans von British Sea Power sollen, glaubt man den einschlägigen Magazinen und Internetportalen, viele Zeitgenossen gehören, die aufgrund verbriefter musikhistorischer Verdienste derart viel Reputation genießen, dass auch gleich die von ihnen stark gemochte Band ein wenig Goldstaub, Glanz und Gloria abbekommt. Als bewährte Strategie gilt auch, in die Band ordentlich Indifferenz und Ambivalenz hineinzugeheimnissen, weil es textlich und vor allem ästhetisch eindeutig zweideutig zur Sache geht. Notwendig ist das in diesem Fall aber möglicherweise alles gar nicht, denn die Gruppe aus Brighton ist auch ohne diese Zutaten hörens- und sehenswert. Dabei geht es, nach einem eher etwas mittelmäßig-überzuckerten zweiten Album, auf der neuesten Veröffentlichung „Do you like Rock Music?“ programmatisch darum, ein dichtes, flirrendes und zuweilen sphärisches Feuerwerk an ordentlich schrammeligem Indiepop abzubrennen, der „sehr schön“ ist, dabei aber gleichzeitig immer auch seine ironische Brechung betreibt. So entstehen Hymnen ohne Land, Stadionrock ohne Stadion und ein Pathos ohne Klebstoff. Do, 21. 2., 21 Uhr, Molotow, Spielbudenplatz 5 In einer anderen Traditionslinie des Rock heißt es bekanntlich: „Zu viel ist nicht genug.“ Noch mehr Schminke, noch mehr Lightshow, noch mehr Kostümierung und Gitarrensoli sowieso. Klingt im schlimmsten Fall nach „Lordi“, und im besten Fall wohl nach Chrome Hoof, einem zunehmend vielköpfigen Londoner Musikkollektiv, dessen musikalisches Einflussgebiet Funk, Soul, Disco, Jazz und Metal locker umfasst, was sich nicht zuletzt auch in den Biografien der einzelnen Mitglieder widerspiegelt. Geboten wird ein überbordendes und überspanntes Szenario zwischen Showtanz und Kontrollverlust, zwischen Disco und Grind. Ob man das als eine Hardrock-Oper, eine Mittelalter-Performance oder schlicht als musikalischen Terrorismus empfinden muss, wie ARTE mutmaßt, das soll das Publikum am Montag selbst entscheiden. Mo, 25. 2., 21 Uhr, Knust, Neuer Kamp 30 Wem das alles zu stressig und zu ambitioniert ist, der oder die darf sich am Dienstag in die Fabrik bewegen. American Music Club müssen musikalisch gesehen wohl in der Abteilung Hörbuch geführt werden. Nicht dass die Musik unwichtig wäre, aber im Vordergrund steht doch mit Mark Eitzel ein vor allem für seine Lyrik viel gelobter Herr, was ihm bereits Titel wie „Amerikas größter lebender Dichter“ eingebracht hat (allerdings auch wenig schmeichelhafte Vergleiche, etwa mit Bono). Ursprünglich als lupenreine, Punk-Wurzeln nicht ganz verleugnende, Indie-Musik im Kontext des Slowcore konzipiert, sind im Laufe der Jahre und in diversen Umbesetzungen die ruhigen und folkigen Elemente weiter in den Vordergrund gerückt, ohne dass daraus allerdings eine ganz gerade Linie entstanden wäre. Eklektizistisch präsentiert man sich auch seit der Neuformierung 2004, die ursprünglich unter dem programmatischen Namen „Anti-American-Music-Club“ erfolgen sollte. Dass daraus nichts geworden ist, ist natürlich schade. So allerdings bekommt man gewohnte Qualität unter dem alten Namen und kann sich an einem Konzert erfreuen, das – je nach Stimmungslage des Hauptprotagonisten – auch streckenweise zur Lesung umfunktioniert werden dürfte. Di, 26. 2., 21 Uhr, Fabrik, Barnerstraße 36 NILS SCHUHMACHER