Todesfall bleibt ungeklärt

Landgericht Oldenburg spricht Frau vom Vorwurf frei, vor 26 Jahren ihren vierjährigen Sohn ermordet zu haben

Mehr als 26 Jahre nach dem gewaltsamen Tod des vierjährigen Markus hat das Landgericht Oldenburg die des Mordes angeklagte Mutter freigesprochen. Der oder die Schuldigen des Verbrechens hätten sich nach dieser langen Zeit nicht mehr feststellen lassen, begründete der Vorsitzende Richter die Entscheidung. So seien viele Zweifel an den Schilderungen der Hauptbelastungszeugin aufgetaucht. Außerdem gebe es „vernünftige Zweifel“ an der Beweisführung, und es seien wichtige Beweisstücke verschwunden. Auch Staatsanwaltschaft, Nebenklage und Verteidigung hatten auf Freispruch plädiert.

Überraschend hatte sich im vergangenen Jahr die heute 36 Jahre alte Cousine des Jungen bei der Polizei gemeldet. Sie beschuldigte die heute 49-jährige Mutter, das Kind am 19. August 1981 an einem Bahndamm in Oldenburg mit einer Damenstrumpfhose erdrosselt zu haben. Die Anklage warf der Mutter daraufhin vor, ihren unehelichen Sohn ermordet zu haben, weil er ihr lästig war. Markus’ Mutter bestritt die Tat. Da die Hauptzeugin sich in Widersprüche verstrickte, zweifelte ein psychologischer Gutachter ihre Aussage an.

„Wenn ich die Ergebnisse des Gutachters zusammenfasse, sind Scheinerinnerungen der Zeugen wahrscheinlich“, sagte Richter Harald Leifert am Freitag bei der Urteilsverkündung. Als „wirkliches Dilemma“ bezeichnete er das spurlose Verschwinden der für das Verbrechen verwendeten Damenstrumpfhose. So seien nachträgliche DNA-Untersuchungen nicht mehr möglich gewesen. „Der Fall“, so Leifert, „bleibt ungeklärt.“ DPA