: Eltern haben über die Schulen abgestimmt
Mehr als die Hälfte der Bremer Eltern wollen für ihre Kinder das Gymnasium. Gesamtschulen legten etwas zu
In den letzten zwei Wochen haben die Bremer Eltern die Wahl gehabt: Sie durften sich wünschen, auf welche weiterführende Schule ihr 10-jähriger Nachwuchs gehen soll. Und das war so etwas wie eine Volksabstimmung über die Schulen. Der Trend-Gewinner ist die Gesamtschule: Haben im vergangenen Jahr noch 29 Prozent der Eltern ihre Kinder dort angemeldet, so sind es diesmal 31 Prozent.
Die absolute Mehrheit haben die Gymnasien erfolgreich verteidigt: 51 Prozent der Eltern wählten sie, wenn man die Privatschulen noch hinzurechnet, deren Zahlen bei der Behörde bisher nicht vorliegen, sind es deutlich mehr. Sinkend ist dagegen der Anteil der Sekundarschul-WählerInnen: Von 15,7 Prozent rutschte der Anteil auf diesmal noch 14 Prozent ab. Seit 2004 hat die Sekundarschule damit 10 Prozentpunkte verloren. Interessant sind natürlich auch die Einzelwahlergebnisse: Bei den Gymnasien ist das Kippenberg der Sieger mit 254 Anmeldungen, nur 189 können aufgenommen werden. Das Alte Gymnasium liegt auf Platz zwei mit 179 Anwahlen für 114 Plätze. Schlusslichter sind die Hamburger Straße (66) und Obervieland (59). Bei den Gesamtschulen sind die klassischen Gesamtschulen im Bremer Westen (211 Anmeldungen für 88 Plätze) und im Osten (183) stark gefragt, die Gesamtschule Mitte hat 181 für 109 Plätze, der Leibnitzplatz kann 84 von 155 angemeldeten Kindern aufnehmen.
Größtes Problemkind unter den Schulen ist die Wilhelm-Kaisen-Schule. Dass die Senatorin persönlich in der Wahlperiode ihre Unterstützung für den Weg zur Gesamtschule verkündet hat, hat offenbar die Eltern in der Neustadt nicht überzeugt: Nur zwölf Kinder wollen in Huckelriede die Gymnasialklasse besuchen, 21 die Sekundarklasse. „Das Etikett auszutauschen wird da nicht ausreichen“, kritisierte der CDU-Bildungspolitiker Claas Rohmeyer das senatorische Engagement für eine Gesamtschule in Huckelriede.
Während die CDU das von ihr favorisierte„Zwei-Säulen-Modell“ bestätigt sieht, erklärte die Sprecherin von Schulsenatorin Renate Jürgens-Pieper (SPD), es gebe offensichtlich „Handlungsbedarf“ bei den unter Willi Lemke neu erfundenen „Sekundarschulen“. Konkret wolle die Senatorin aber der Arbeit des Schulausschusses nicht vorgreifen.
Probleme machen auch die sechsjährigen Grundschulen. Von den 306 Kindern in den derzeitigen vierten Klassen wollen 155 zu einer weiterführenden Schule gehen. Das bedeutet, dass eine knappe Mehrheit der Eltern von der Idee der sechsjährigen Grundschule nach vier Jahren nicht überzeugt sind.
„Jeder achte Anmeldungswunsch kann nicht erfüllt werden“, so interpretiert Harry Eisenach von der GEW die Zahlen. Die Ablehnungen seien an den Gesamtschulen und den durchgängigen Gymnasien besonders hoch – dort würde jede fünfte Erstwahl nicht erfüllt.
Die hohe Akzeptanz der Gymnasien trotz der bundesweiten Debatte über Stress durch die Schulzeitverkürzung kommentiert die GEW nicht. Sie sieht sich „durch diese Zahlen in ihrer Forderung nach einer gemeinsamen Schule für alle Kinder bestärkt“.
Der Ausgrenzung von SchülerInnen, dem vielfachen individuellen Scheitern und der Überforderungssituation der Kinder im Gymnasium müsse begegnet werden. Deshalb fordert die GEW bei der derzeitigen Schulentwicklungsplanung den Einstieg in eine gemeinsame Schule für alle Kinder. kawe