Jusos mucken auf
: Die Basis ruckt nach links

Fast ist es, als hätte der Linksruck des Parteichefs Kurt Beck allenthalben Kräfte entfesselt, die über Jahre sorgsam eingebunden worden waren. Auch an der SPD-Basis sind mittlerweile wieder Positionen artikulierbar, die man schon komplett zur Linkspartei abgewandert glaubte.

KOMMENTAR VON JAN KAHLCKE

Neoliberalismus – das ist doch das Vokabular der Globalisierungskritiker, wenn nicht gar altgedienter kommunistischer Kader, die sich ein zeitgemäßes Mäntelchen umhängen wollen. Die Jusos im niedersächsischen Holzminden haben sich dennoch nicht gescheut, das N-Wort zu gebrauchen, wo sie einen unnötigen Ausverkauf von Volksvermögen sehen. Und sie haben recht: Landauf, landab bereuen Kommunen inzwischen, dass sie ihre kommunalen Versorger verscherbelt haben. Steigende Preise und Kontrollverlust bei Beschäftigung und Umweltschutz waren die Folgen.

Was den Jusos mindestens ebenso stinkt wie der Privatisierungskurs, ist der autoritäre Stil, der in ihrer Partei bisweilen gepflegt wird. Sie wollen Schluss machen mit der Basta-SPD von Gerhard Schröder – und wenn sie dafür gehen müssen.

Die SPD muss verdammt aufpassen, dass sie jetzt nicht den nächsten Schwung Mitglieder an die Linke verliert: Jetzt, wo sich links eine Alternative etabliert, könnte der Absprung auch für weniger risikofreudige Genossen attraktiv werden.