: Eine Million in der Plastiktüte
Prozess gegen Burim und Bashkim Osmani wegen umstrittener Kredite von der Volksbank Lauenburg: Telefonüberwachung war möglicherweise rechtswidrig. Bashkim Osmani legt Details zum Geschäftsgebaren offen
Die 2006 vom Amtsgericht genehmigte Telefonüberwachung der Polizei gegen die Investorenbrüder Burim und Bashkim Osmani war womöglich rechtswidrig. Was bedeuten könnte, dass die Protokolle der damaligen Mitschnitte im derzeitigen Prozess wegen Anstiftung zur schweren Untreue nicht verwertet werden dürfen. Zumindest bat der Vorsitzende der Wirtschaftskammer des Landgerichts, Marc Tully, den Rechtsanwalt Thomas Bliwier am Donnerstag geradezu darum, einen entsprechenden Antrag zu stellen. Was der Verteidiger von Bashkim Osmani prompt tat.
Nach dem Verdacht, die Gebrüder Osmani könnten sich bei der Volksbank Lauenburg Kredite erschlichen haben, standen neben den Osmanis auch Bankdirektor Carsten Heitmann und Ex-Aufsichtsrat Hauke Hillmer im Zentrum der Ermittlungen wegen „Bildung einer kriminellen Vereinigung“. Dieses Verfahren ist eingestellt worden – aber nur dieser Tatvorwurf hatte eine Telefonüberwachung überhaupt zulässig gemacht. „Tatsächlich gab es zu keinem Zeitpunkt diesen Anfangsverdacht“, sagte Bliwier. Es habe mangels wirtschaftlicher Verbindungen der Osmanis nie eine „Vereinigung“ im juristischen Sinn bestanden – selbst wenn es zu Unregelmäßigkeiten bei der Kreditvergabe gekommen sein sollte.
Eine Beteiligung daran bestritt Bashkim Osmani auch weiterhin. Er habe sich zwar 2003 in der Firma des Fußballvermittlers Abdilgafar R., den er durch Ex-Hertha BSC-Trainer Jürgen Röber kennengelernt habe, engagiert, erklärte er vor Gericht: „Fünf Prozent Provisionen bringen nichts, wer Geld verdienen will, der muss die Transfer-Rechte kaufen.“ Er bestreitet aber, nämlichem R. einen Kredit in Lauenburg vermittelt zu haben. Er habe nur den Tipp gegeben, sich an Geschäftspartner und Ex-Bank-Aufsichtsrat Hillmer zu wenden. Auch mit einem weiteren Volksbank-Kredit habe er nichts zu tun gehabt – obwohl er dabei gewesen sei, als R. bei einem Notar „eine Million in einer Plastiktüte“ erhalten habe.
Mit R. hat Osmani auch das Projekt im mazedonischen Skopje in Angriff genommen, was von einem Vorstandsmitglied des Fußballvereins VK Vardar angeschoben worden war. „Wo Fußball anfängt, hört der Verstand auf“, witzelte Osmani. Doch sei das Areal für ein Wohn- und Geschäftshaus zwischen „Stadion und Fluss in Top-Lage“ lukrativ erschienen. Davon habe sich auch Volksbank-Chef Heitmann vor Ort überzeugt.
Den Kredit in Höhe von rund 18 Millionen Euro habe er Osmanis und R.s gemeinsamer Bauträgerfirma Lian nicht direkt geben wollen. Deshalb habe Heitmann das Konstrukt entwickelt, dass das Lauenburger Geldinstitut eine Tochtergesellschaft in Skopje gründete. Diese gewährte dann den Lian-Gesellschaften sowie weiteren, stillen Gesellschaftern – darunter auch Fußballspieler – die Darlehen. „Heitmann hat diese Form der Besicherung gewählt“, bekundete Osmani. Er gehe davon aus, „dass es rechtsverbindliche Verträge waren“.
Der Prozess ist vorerst ausgesetzt und geht am 27. März weiter. KAI VON APPEN