: Teures Baby
Hamburgs Prestige-Projekt, die Elbphilharmonie, wird immer kostspieliger – dabei wird es von einer spezialisierten städtischen Gesellschaft betreut, die eigentlich die Kosten im Rahmen halten soll
VON GERNOT KNÖDLER
Die in Bau befindliche Hamburger Elbphilharmonie wird um zehn Millionen Euro teurer. Das hört sich nicht nach viel Geld an, ist aber angesichts der Finanzierungsgeschichte des Projekts nur ein Sahnehäubchen – nicht das erste und vor allem wohl nicht das letzte. Dabei hatte der Senat hoch und heilig versprochen, die Elbphilharmonie werde nach den Standards privater Projekte geplant und der Kostenrahmen eingehalten.
Dafür sorgen soll die städtische Realisierungsgesellschaft Rege, die sich aus Sicht des Hamburger Senats bei der Erweiterung der Airbus-Fabrik bewährt hat und seither für alle möglichen mehr oder weniger heiklen Bauvorhaben der Stadt herangezogen wird. Der Geschäftsführer der Rege, Hartmut Wegener, bestätigte die zehn Millionen Euro Mehrkosten. Sie würden aber durch eine von der Bürgerschaft bewilligte Summe für Unvorhergesehenes abgedeckt.
Dieser Posten ist damit freilich erschöpft. Dabei spekulierte die Tageszeitung Die Welt unter Verweis auf die laufenden Koalitionsverhandlungen zwischen CDU und Grünen (GAL), es könnten auch 20 Millionen werden – was Wegener dementierte. Der Rege-Chef muss sich aber noch mit Nachforderungen seines Generalunternehmers Hochtief auseinandersetzen. „Es ist üblich, dass Generalunternehmer versuchen, im Nachhinein mehr herauszuholen“, sagt Wegener.
Allein durch die zehn Millionen erhöht sich der Preis für das neue Wahrzeichen am Hafenrand auf 251 Millionen Euro. Als das Projekt von dem Projektentwickler Alexander Gérard aus der Taufe gehoben wurde, sollte es 77 Millionen Euro kosten. Das ursprüngliche Konzept, das Konzerthaus einfach auf den bestehenden Speicher zu setzen, ließ sich jedoch nicht realisieren. Die Stadt übernahm die Pläne.
Vor drei Jahren teilte Wegener mit, die Elbphilharmonie werde „deutlich mehr“ als die ursprünglich angesetzten 77 Millionen Euro kosten. Summen von 200 bis 250 Millionen Euro, die von den Medien damals aufgebracht wurden, bezeichnete die Kulturbehörde als falsch. Mitte 2005 folgte dann eine Machbarkeitsstudie, die 186 Millionen Euro Kosten veranschlagte. Ende 2006 vereinbarte die Rege einen Festpreis von 241 Millionen Euro.
Inzwischen hat sich herausgestellt, dass der denkmalwürdige Speicher, der den Sockel für das Konzerthaus bilden soll, komplett entkernt werden musste. Die vielen hundert Pfeiler des Gebäudes erwiesen sich für diesen Zweck als nutzlos. Es blieben nur noch die Backsteinwände stehen.
Die zehn Millionen Mehrkosten sind Wegener zufolge dem Klimawandel geschuldet: Die Wassertemperatur der Elbe habe in den vergangenen Sommern immer häufiger die kritische Temperatur von 27 Grad überschritten. Ist das Wasser so warm, darf es nicht mehr für die Kühlung der Philharmonie herangezogen werden. Ein erster Grundwasserleiter, den die Rege für die Alternativkühlung anbohrte, habe sich als ungeeignet erwiesen. Das habe eine neue, tiefere Bohrung nötig gemacht.