Die neue Kleinteiligkeit

Die „Zeit“ hat ihr Layout so behutsam verändert, dass es kaum auffällt – im Gegensatz zu den vielen neuen Rubriken

Aha, so sieht also Hanno Rauterberg aus! Die Hände ein wenig aufgesetzt in die Hüften gestemmt, präsentiert sich der Feuilletonredakteur – Themenschwerpunkte: Architektur und zeitgenössische Kunst – vor seiner sympathisch körmeligen Bücherwand.

„Köpfe der ZEIT“ ist eine von vielen neuen Rubriken in der Hamburger Wochenzeitung, die mit der aktuellen Ausgabe einen behutsamen Relaunch vollzieht. „Die Zeit stellt ihr Erscheinungsbild von heute an nicht auf den Kopf, aber sie entwickelt es weiter“, schreibt Chefredakteur Giovanni di Lorenzo in Anspielung auf das von Georg Baselitz gestaltete Titelbild „Glück auf der Bank“ – das möglicherweise wiederum eine Anspielung ist auf die erfreuliche wirtschaftliche Entwicklung des Traditionsblatts, die zuletzt, im Mai 2007, die Wiederauferstehung des Zeit-Magazins ermöglicht hat.

Wie die Beilage trägt auch die neue Zeit die Handschrift von Mirko Borsche, „Visual Leader des Jahres 2007“, der die Art-Direktion seit September berät. Im Gegensatz zu Borsches stilbildendem Wirken bei Neon und Jetzt hat er sich auf kosmetische Eingriffe – wie die Verkleinerung der Typografie in Autorenzeilen und verstärkten Einsatz von Linien – beschränkt, die der Leser kaum wahrnehmen wird.

Augenfälliger sind die inhaltlichen Neuerungen, allen voran die Einführung von zwei Meinungsseiten im Politikbuch. Schade, dass den hinlänglich bekannten Ansichten des meinungsfreudigen Zeit-Herausgebers Josef Joffe die zumeist originelle „Länderspiegel“-Seite geopfert wurde. Ganz verschwunden sind die „kleinen“ Geschichten aus den Bundesländern glücklicherweise (noch) nicht – in der aktuellen Ausgabe findet sich ein Besuch im hessischen Mörfelden-Walldorf, dem „Zentrum der türkischsprachigen Presse in Deutschland“ – doch bleibt abzuwarten, wie lange die Redaktion die heimatvertriebenen Texte im Politikbuch hin- und herschieben wird.

Neue kleinteilige Elemente wie „Bücher machen Politik“ und „Die Platte, die mein Leben veränderte“ machen derlei Phantomschmerzen jedoch erträglich, weil sie zusätzliche Leseanreize bieten und die Zeit auf gewohntem Niveau auch für jüngere Leser noch attraktiver machen. Die Zeit ist durch den Relaunch im Detail moderner geworden – im Gesamteindruck jedoch zeitlos geblieben. DENK