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Archiv-Artikel

Starke Dialoge jetzt auch hinter den Kulissen

Dem Bremer Theater stehen Tarifsteigerungen ins Haus. Umstritten ist allerdings, ob sie gewährt werden müssen

Theaterintendant Hans-Joachim Frey ist „zuversichtlich“, dass die Tarifsteigerungen im öffentlichen Dienst für sein Haus keine einschneidenden Folgen haben werden. Anfang der Woche war eine bundesweite Anhebung der Tarife um 5,1 Prozent, verteilt auf zwei Jahre, beschlossen worden. Man befinde sich „im ständigen Dialog“ mit der Kulturbehörde, sagt Theater-Sprecher Frank Schürmann, um die anstehenden Mehrkosten zu bewältigen. Die Tarifsteigerung steht zwar unter Annahmevorbehalt, die Billigung seitens der Gewerkschaft und der öffentlichen Arbeitgeber gilt jedoch als sicher.

Die Kulturbehörde bestätigt, dass je zwei Prozent der Steigerungsrate bereits im Doppelhaushalt 2008 / 09 eingeplant sind, der kommenden Donnerstag in der Bürgerschaft verabschiedet wird. Das bedeute keine außerplanmäßige Etat-Erhöhung, sagt Ressortsprecher Heiner Stahn, sondern sei durch Umschichtungen erreicht worden. Über die übrigen Steigerungsprozente müsse im Rahmen einer gesamtbremischen Lösung verhandelt werden. Die Gesamtsumme sei angesichts der sieben verschiedenen Vertragswerke, die jeweils für Teile der insgesamt 440 Theater-Beschäftigten gültig sind, noch nicht ermittelt.

In der Regel folgen die Bühnengewerkschaften, die etwas über die Hälfte der Goetheplatz-MitarbeiterInnen vertreten, den Steigerungsraten des öffentlichen Dienstes. Unklarheit herrscht derzeit auch in Bezug auf den Notlagentarifvertrag des Theaters, der nach dessen existenzieller Finanzkrise im Herbst 2005 vereinbart wurde. Während das Kulturressort die Auffassung vertritt, man sei dadurch nicht zwingend an die Gewährung der Tariferhöhung gebunden – wolle aber gleichwohl zumindest für einen Inflationsausgleich sorgen – sieht Ver.di die juristische Lage anders: „Das Theater bleibt vollständig an die Tarifentwicklung angekoppelt“, sagt Onno Dannenberg, der den Notlagenvertrag für die Gewerkschaft verhandelt hat.

Für Verwunderung sorgt derweil die Höhe der Abfindungen, mit der das Theater das Dahinschmelzen seines derzeitigen Gewinnsaldos auf 6.000 Euro begründet. In der Regel haben Intendanten bei Amtsantritt freie Hand, das künstlerische Personal zu verlängern oder zu entlassen – ohne dass dadurch finanzielle Belastungen entstehen. Die Verträge des Führungspersonals sind zeitlich an dem des Intendanten ausgerichtet, Ensemblemitglieder verfügen ohnehin nur über kurzfristige Verträge. Lediglich seit über 15 Jahren Beschäftigte erreichen eine Art Unkündbarkeits-Status. „Wir sind von der jetzt bekannt gewordenen Summe selbst überrascht“, sagt Sprecher Frank Schürmann – „und nicht amüsiert“. Henning Bleyl