Tierschützer auf den Hund gekommen

Turbulenzen auf Mitgliederversammlung, Untreue-Vorwürfe und Austrittswelle sorgen für Chaos beim Hamburger Tierschutzverein. Tierschutzbund-Chef Wolfgang Apel fordert vollständigen personellen Neuanfang

Der Hamburger Tierschutzverein kommt auch ein dreiviertel Jahr nach Beginn der Affäre um Ex-Chef Wolfgang Poggendorf nicht zur Ruhe. Bei einer Diskussionsveranstaltung zur anstehenden Vorstands-Wahl im Bürgerhaus Wilhelmsburg kam es am Samstag zu tumultartigen Szenen.

Auslöser dafür war eine Auseinandersetzung mit einer Kandidatin für den neu zu wählenden Vorstand, die dem Umfeld Wolfgang Poggendorfs zugerechnet wird. Gegen Poggendorf ermittelt die Hamburger Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Veruntreuung von Spendengeldern.

Zur Wahl eines neuen Vorstands stellten sich gleich ein halbes Dutzend Kandidaten, die der früheren Führungsriege um Poggendorf zugerechnet werden. Doch lediglich acht der 17 Bewerber, die sich um ein Vorstandsamt bewerben, waren bei der Wahlveranstaltung anwesend. Die meisten der Kandidaten, die entweder schon früher im Vorstand saßen oder denen eine besondere Nähe zu Poggendorf nachgesagt wird, blieben der Mitgliederversammlung, zu der 200 Tierfreunde erschienen, lieber fern.

Der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, Wolfgang Apel, forderte in Wilhelmsburg eine schnelle Rückkehr zur Sacharbeit und sprach er sich zudem für einen vollständigen personellen Neuanfang des Vereins aus. Die Mitglieder des alten Vorstands gehörten „davongejagt“, so Apel. „Wer sich Wertpapiere aus Erbschaften auf sein Privatkonto überweist, ist für mich ein Ganove“, sagte der Verbands-Chef unter Applaus in Richtung von Wolfgang Poggendorf.

Das Ergebnis der Vorstandswahl, die per Briefwahl erfolgt, soll am 24. Mai verkündet werden. Unterdessen wurde bekannt, dass der in die Schlagzeilen geratene Verein von einer Austrittswelle heimgesucht wird. Allein seit Januar kehrten 450 der etwa 6.500 Mitglieder den Tierschützern frustriert den Rücken.

MARCO CARINI