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Scott Kelly ist Sänger und Gitarrist der Hippie-Erzfeinde „Neurosis“: Düster-Experimentelles zwischen Punk, Hardcore und Metal gegen die „unzählbare, gezähmte Masse von grinsenden Gesichtern“ und das „dumpfe Leben in Liebe, Drogen, und Tanz“. Viermal präsentiert er jetzt sein Solo-Werk „Sprit Bound Flesh“ in Deutschland, am Donnerstag im Hafenklang. „Deep personal shit“ grummelt er da zur Folk-Gitarre und natürlich die „honest message of no message at all“, wie seine Helden, „Black Flag“. Und am Freitag ist die Sonne wieder weg, wetten?

Do, 24. 4., 21.30 Uhr, Hafenklang, Große Bergstraße 178

Seit vier Jahren verwandelt der „Gelötefachmarkt“ „Lockengelöt“ in der Wohlwillstraße Gegenstände in, nun ja, andere Gegenstände: Schallplatten werden etwa zu Uhren oder Lampen, Kickerfiguren zu Korkenziehern oder Ölfässer zu Schränken. Das wäre für diese Kolumne natürlich komplett uninteressant und schleichende Werbung, wären unter den Betreibern nicht auch ambitionierte Mucker (u. a. „Schneller Autos Organisation“) und die Geburtstagsparty im Fundbureau ’ne ernst zu nehmende Sause. Trike präsentiert „holländischen Keyboard-Aerobic-Pop“, Johnny Summer und die original Hansaboys verbreiten allerhand Gitarrenfrohsinn und die Ricky Kings betreiben musikalisches Lockengelöt in den Fußstapfen des Namenspatrons. Danach tanzt man zu jenen Platten, die die Gelötfachleute bislang noch nicht umfunktioniert haben.

Fr, 25. 4., 21 Uhr, Fundbureau, Stresemannstraße 114

Am Montag sind dann Sandra Kreisler – ja, das ist die Tochter vom Wiener Chefzyniker Georg Kreisler – und Roger Stein, seines Zeichens gebürtiger Schweizer und „gelernter Wiener“, mit ihrem „musikalischen Bastard“ Wortfront im Logo zu Gast. Literarischen Chanson, HipHop, Kammermusik und Elektropop mischen die beiden zu einer Collage, die die gegenwärtig Stilbildenden der deutschsprachigen Poplandschaft mit Wortwitz, Melancholie und Liebe zu den Schwächen in die Schranken verweist. Ein Frontalangriff auf sämtliche Befindlichkeiten der modernen industrialisierten Welt, auf die Spaßgesellschaft und ihre „Beifahrer der Belanglosigkeit“. Für das Album „Lieder eines postmodernen Arschlochs“ gab’s 2006 den „Preis der deutschen Schallplattenkritik“ in der Kategorie Chansons.

Mo, 28. 4., 21 Uhr, Logo, Grindelallee 5 ROBERT MATTHIES