: Nur schönes Beiwerk
Wo der Space Park auf Plastik-Raketen und Raumfahrt-Kirmes setzte, will das neue „Waterfront“-Zentrum mit Hafenflair zum Shoppen an die Weser locken. Zu sehen ist davon noch nichts. Die neuen Mieter stört das wenig
Von Teresa Havlicek
Ein paar Bauzäune, hier und da ein Container voller Schutt: Von außen ist wenig zu sehen vom Umbau des einstigen Space Parks in Gröpelingen zum „Waterfront“-Zentrum. Einzig das rot-blaue „Waterfront“-Logo über dem Eingang des Betonbaus deutet die Zeitenwende an.
Auch der Gang durch den so genannten „Starwalk“, eine Passage, die vom Parkplatz durch das Gebäude zur Weser führt, lässt kaum Aufbruchstimmung aufkommen. Neben ein paar gehissten „Waterfront“-Fahnen liegen in den Fenstern der verlassenen Geschäfte alte Space Park-Prospekte, in einem Lokal hängen gar noch immer die Poster, die das „Soft Opening“ des Space Parks für den Dezember 2003 ankündigen.
Wie es im Inneren der Hallen aussieht, in denen bald ein Einkaufs- und Freizeitzentrum eröffnen soll – darüber lässt sich nur spekulieren. Eine Führung lässt der Bauherr nicht zu. Für Informationen verweist das Büro des „Waterfront“-Entwicklungsleiters Jan Miller auf eine Hamburger PR-Agentur.
Die verbreitet professionellen Optimismus: „Der Umbau geht relativ geölt voran“, sagt Waterfront“-Sprecherin Britta Zentis. Drei Viertel der Verkaufsflächen seien bereits vermietet. Im September ist die Eröffnung des „Waterfront“ geplant. Zuvor, im Juni, will man mit einem Freiluft-Opern-Event für das Projekt werben. Auf einer schwimmenden Bühne in der Weser, am Kopf der neuen Waterfront-Flaniermeile, wird das Bremer Theater zu Gast sein. Richard Wagners „Der fliegende Holländer“ wird vor dem Hintrgrund der Industriekulisse des Hafens dargeboten.
Wenn es nach den Investoren geht, soll es so weiter laufen. „Angebote, die es so in Bremen nicht gibt“, sollen die Kundschaft nach Gröpelingen locken, sagt die PR-Frau Zentis. Dafür hat der „Waterfront“-Eigner, die irische LNC Group, ehrgeizige Pläne: Die Verbindung zum Wasser soll der Schlüssel zum finalen Erfolg der Immobilie sein. Alles, was an die Millionenpleite des Space Parks erinnert, soll verschwinden. Von Durchbrüchen in den Betonmauern war bei der Präsentation des Baukonzepts die Rede. Eine 100 Meter lange Fensterfront an der Weserflanke des Bauwerks sollte so entstehen. An dieser neuen Flußpromenade will LNC Gastronomie ansiedeln. Im Inneren sollen 120 Geschäfte die über 44.000 Quadratmeter Verkaufsfläche anmieten, hinzu kommt weitere Gastronomie im so genannten „Food Court“ im Kuppelsaal – dort, wo im Space Park noch eine künstliche Mondlandschaft zu sehen war. Die übrige Fläche, 20.000 Quadratmeter, will LNC mit „Erlebnis- und Freizeitangeboten“ füllen. Insgesamt ist dem irischen Unternehmen sein Engagement in dem Space Park-Komplex 80 bis 100 Millionen Euro wert: Soviel will der Immobilienentwickler dort investieren.
Zu sehen ist von all diesen Umbauten knapp fünf Monate vor der geplanten Eröffnung noch nichts.
An den Durchbrüchen zur Weserseite halte man nach wie vor fest, allerdings „im Paket“ mit der Erschließung der Restaurantflächen, sagt Zentis. Soll heißen: Man überlässt den Mietern die Entscheidung. Ob und wann diese den aufwändigen Durchbruch letztlich wollen, das sei deren „individuelle“ Entscheidung. Viele der GastronomInnen, so erläutert die Waterfront-Sprecherin, wollten lieber zu Beginn der Freiluft-Saison mit dem Betrieb starten. Ein Bezug ihrer Lokale schon im kommenden September sei für sie daher ungünstig. „Das kann dann durchaus Frühling werden“, sagt Zentis.
Auch auf die Eröffnung des 20.000 Quadratmeter großen Freizeitbereichs, der dort entstehen soll, wo einst die Karusselle des Space Parks standen, ist noch eine Weile zu warten: Erst im September 2009 soll es dort losgehen. „Das war aber so geplant“, sagt Zentis. LNC stehe in konkreten Verhandlungen mit einem Mieter für diesen Bereich. Im September eröffnen also nur die Verkaufsflächen und der Food Court. „C&A“, „H&M“, Deichmann und Esprit stehen auf der Mieterliste – die üblichen, schon in der Innenstadt vertretenen Ketten sind dabei. Nur wenige Unternehmen treten im „Waterfront“ neu auf den Bremer Markt.
Woher die künftigen KundInnen kommen sollen? „Für den Einzelhandelsbereich ist eine Stunde Fahrt als Einzugsgebiet gedacht“, sagt Zentis. Einzelhandelsverbände warnten Ende letzten Jahres noch vor Verdrängungseffekten durch die entstehende Konkurrenz im Bremer Westen. Torsten Slink, Geschäftsführer des „Einzelhandelverbandes Nordsee“, sieht das mittlerweile gelassener: „Momentan wird gebaut, mal abwarten, was dabei herauskommt“, sagt er. Aus Sicht des Einzelhandels in anderen Bremer Stadtteilen sei „Waterfront“ natürlich eine Konkurrenz, vor allem wenn Ketten dort zusätzliche Bremer Filialen eröffneten. Diese Konkurrenz hätte es jedoch schon seit fast zehn Jahren gegeben, wenn das Projekt Space Park nach Plan verlaufen wäre. Bereits damals entstanden die Verkaufsflächen. „Bei der Geschichte des Ganzen muss man hoffen, dass alles gut geht und das Thema Space Park endlich ein Ende findet“, sagt Slink.
Auf dem ehemaligen Gelände der AG Weser war einst Großes geplant: Ein Raumfahrt-Vergnügungspark sollte zum Touristenmagnet werden und jährlich 1,3 Millionen BesucherInnen anziehen. So plante es von 1992 bis 1995 die Ampelkoalition unter Bürgermeister Klaus Wedemeier (SPD). Unter der großen Koalition aus SPD und CDU mit Bürgermeister Henning Scherf (SPD) kamen dann die Pläne für die Verkaufsflächen hinzu. Die Eröffnung war zur Expo 2000 geplant. Doch der Bau wurde erst 2002 abgeschlossen – und da fehlten Mieter für die Einzelhandelsflächen.
Ende 2003 eröffnete der Space Park in abgespeckter Version mit einem so genannten „Soft Opening“: Der Vergnügungspark ging in Betrieb, die Einzelhandelsflächen standen größtenteils leer. Und auch die BesucherInnen blieben fern: Nach nur sieben Monaten schloss der Space Park. Rund 600 Millionen Euro kostete der Zauber, 150 Millionen davon kamen vom Land Bremen.
Rettung nahte 2006, als LNC den Space Park für 50 Millionen Euro kaufte und mit dem Konzept für „Waterfront“ auf einen neuen Kurs setzte. Knapp fünf Monate vor der geplanten Eröffnung ist nun auch „Waterfront“ deutlich abgespeckt, einiges deutet auch hier auf ein „Soft Opening“ hin. Ob mehr daraus wird, bleibt offen: Aufträge für Leistungen sollen nur für die erste Etappe des Umbaus – bis zur Eröffnung des Einzelhandelsbereichs im September – vergeben worden sein. Die künftigen Mieter scheint dies nicht zu stören. Für sie zählen weniger Hafen-City-Flair, sondern vielmehr die Mietpreise und Größe der Ladenlokale. Die Konditionen für Einzelhändler seien in Einkaufszentren immer günstiger als in den 1A-Lagen der Innenstädte, erklärt Daniel Sprenger, Expansionsmanager beim künftigen „Waterfront“-Mieter „Runnerspoint“. Das Gesamtkonzept sei für die Ansiedlungsentscheidung nicht entscheidend gewesen. Alles, was über die Einkaufsflächen hinaus gehe, sei „nur schönes Beiwerk“, meint er.