: Langjährige Haftstrafen für tibetische Mönche
Erster Prozess seit den antichinesischen Protesten. 17 Personen wegen der Zerstörung von Gebäuden und Angriffen auf Polizisten verurteilt. Kein Termin für Treffen Pekings mit Dalai Lama. Olympische Flamme heute in Hongkong
PEKING ap ■ Im ersten Prozess seit den antichinesischen Unruhen in Tibet vor eineinhalb Monaten hat ein chinesisches Gericht 17 Menschen zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Zwei Männer erhielten am Dienstag lebenslange Haft, darunter ein buddhistischer Mönch, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete. Nach Angaben der tibetischen Exilregierung kamen bei den Unruhen mindestens 203 Tibeter ums Leben, diese Zahl ist fast zehnmal so hoch wie die offiziellen Angaben aus Peking. Mehr als 1.000 Menschen hätten Verletzungen erlitten, und mehr als 5.715 seien noch immer in Haft, erklärte die Exilregierung im nordindischen Dharamsala. Die tatsächlichen Zahlen lägen vermutlich noch höher, weil es aus entlegenen Gebieten kaum Informationen gebe, sagte Sprecher Thubten Samphal. Die chinesischen Behörden haben die Zahl der Toten bei den gewaltsamen Protesten Mitte März mit 22 angegeben.
Der zu lebenslanger Haft verurteilte buddhistische Mönch Basang habe eine Gruppe angeführt, die in Lhasa Regierungsgebäude zerstört, Geschäfte in Brand gesetzt und Polizisten angegriffen habe, berichtete Xinhua. Zwei weitere Mönche müssen für 20 Jahre ins Gefängnis, drei wurden zu 15 Jahren Haft verurteilt. Bei den Unruhen wurden laut Xinhua sieben Schulen, fünf Krankenhäuser und 120 Wohnhäuser in Brand gesetzt, Hunderte Geschäfte wurden geplündert. Der Schaden betrage mehr als 244 Millionen Yuan (22,4 Millionen Euro).
Die Regierung in Peking hat den Dalai Lama für die gewaltsamen Proteste verantwortlich gemacht, sich nach wochenlangem internationalen Druck aber zu Gesprächen mit Vertretern des geistlichen Oberhaupts der tibetischen Buddhisten bereit erklärt. Einzelheiten zu dem Treffen seien bislang nicht vereinbart, teilte das Außenministerium am Dienstag mit.
Die olympische Flamme traf unterdessen zum Fackellauf in Vietnam ein. Störungen durch antichinesische Proteste in der Hauptstadt Ho-Chi-Minh-Stadt wurden nicht erwartet. Am Mittwoch soll die Flamme in Hongkong ankommen. Die Behörden dort nahmen am Dienstag zwei Tibet-Aktivisten am Flughafen fest, wie die Gruppe Students for Free Tibet mitteilte.