: Aufbau Ost mit Unterstützung aus Hamburg
Der HSV liefert in Cottbus brav drei Punkte ab und sorgt damit dafür, dass zumindest ein Ost-Verein in der Bundesliga bleibt. Energie feiert den Klassenerhalt, dem HSV droht die Nichtqualifikation für den „Cup der Verlierer“
Sportchef Dietmar Beiersdorfer wollte am liebsten gar nicht daran denken, welch entscheidende Woche dem Hamburger SV bevorsteht. Am gestrigen Montag hoffte der Vereinsvorstand zunächst auf das „grüne Licht“ durch den Aufsichtsrat für die geplante Verpflichtung des holländischen Trainers Martin Jol, der jedoch auch von Manchester City umworben wird. Und in sportlicher Hinsicht steht dem HSV am 34. Spieltag ein überaus heißes Finale um den Einzug in den Uefa-Pokal bevor. Vier punktgleiche Mannschaften rangeln um die zwei Plätze für das internationale Geschäft.
Im Moment spricht nur noch das bessere Torverhältnis für den schlingernden HSV. „Wir müssen jetzt schauen, dass wir die Ernte in die Scheune einfahren“, runzelte Beiersdorfer nach der überflüssigen 0 : 2 (0 : 1)-Niederlage in Cottbus nachdenklich die Stirn. Der scheidende Trainer Huub Stevens war über die Leistung seiner Mannschaft derart verärgert, dass er den Profis um Rafael van der Vaart kurzerhand den freien Pfingstsonntag strich und stattdessen um 8 Uhr eine Übungseinheit ansetzte.
Dabei schien am Samstag eigentlich alles vorbereitet, damit sich der HSV in der Lausitz wohl fühlt. Herrlicher Sonnenschein, dazu ein ausverkauftes Stadion der Freundschaft und ein Kontrahent, der gleich drei gelbgesperrte Defensivkräfte ersetzen musste. Am Ende fuhren die Gäste jedoch wieder mit leeren Händen zurück – in den vier bisherigen Partien gelang ihnen noch nie ein Sieg in der Lausitz. „Für so eine Leistung müssen wir uns schämen. Es ist ein Wunder, dass wir noch auf Platz fünf stehen“, sagte Kapitän van der Vaart.
Dabei erlebten die 22.746 Zuschauer durchaus ein höchst bemerkenswertes Fußballspiel. Denn trotz fast 80 Prozent Ballbesitz schafften es die Hamburger, am Ende doch wieder als Verlierer vom Platz zu gehen. Was sie mit dem Ball anstellten, sah zwar schön aus, war aber nur selten wirklich torgefährlich und wurde mit zunehmender Spielzeit immer einfallsloser. „Wir sind durch die Mitte wie gegen eine Wand gelaufen“, schimpfte HSV-Coach Stevens mit Blick auf das Cottbuser Abwehrbollwerk.
Energie Cottbus, ganz auf die Verteidigung beschränkt, agierte diesbezüglich weitaus effektiver. Aus drei Torchancen machten Stiven Rivic (29. Minute) und Dennis Sörensen (83.) zwei Tore. „Dass wir spielerisch mit Mannschaften wie Hamburg nicht mithalten können, ist uns schon bewusst. Da müssen wir andere Mittel anwenden“, sagte Energie-Torhüter Gerhard Tremmel. Neben der Abwehrstärke zeigten die Gastgeber vor allem viel mehr Leidenschaft als der HSV, der den letzten Biss in den Zweikämpfen vermissen ließ.
Während Cottbus dank des fünften Heimsieges in Folge ausgelassen den vorzeitigen Klassenerhalt feierte, muss der HSV bis zum Schluss zittern. Im letzten Saisonspiel gegen den Karlsruher SC droht dem Team von Huub Stevens nach der Champions League auch noch die Uefa-Cup-Teilnahme aus der Hand zu gleiten. „Noch haben wir es selbst in der Hand“, sagte der Coach ein wenig trotzig.
Sportchef Dietmar Beiersdorfer nahm sich unterdessen viel Zeit für die Antwort auf die Frage, ob in dieser so entscheidenden Woche nun die Angst regiert. „Angst“, sagte Beiersdorfer nach einigen Sekunden des Nachdenkens, „sollte man in diesem Geschäft nie haben. Wenn wir gegen Karlsruhe nicht gewinnen, dann haben wir den Uefa-Cup auch nicht verdient.“ SOFIAN CARL