: Krimihauptstadt Hamburg
Verbrechensrate in der Hansestadt ist leicht gestiegen. Jugendliche überproportional tatverdächtig. Schwere Gewaltdelikte nahmen erschreckend zu: 58 Prozent mehr gefährliche Körperverletzungen
VON SVEN-MICHAEL VEIT
Die Kriminalitätsrate in Hamburg ist im vorigen Jahr erneut angestiegen, wenn auch nur geringfügig. Im Vergleich zu 2006 wurden 0,2 Prozent mehr Straftaten registriert, wie Polizeipräsident Werner Jantosch am Montag 2007 sagte. Während die Zahl der Gewalttaten sank, haben die schweren Körperverletzungen drastisch zugenommen. Am meisten Straftaten wurden wieder auf dem Kiez registriert. Jantosch erklärte das mit dem Gesetz der Serie.
Der Polizeibericht verzeichnet mit 237.048 Delikten 501 Straftaten mehr als Jahr davor. Die Aufklärungsquote sank um 1,1 Punkte auf 45,9 Prozent. Jantosch sprach dennoch von einer guten Kriminalstatistik. Er erinnerte daran, dass in den vergangenen sechs Jahren die Kriminalität um etwa 25 Prozent gesunken ist. Im Jahr 2001 gab es in Hamburg den Höchststand mit mehr als 318.000 Straftaten. Rückläufig waren im vergangenen Jahr vor allem Raub, Autodiebstahl, Beteiligungs- und Kapitalanlagebetrug, Drogendelikte und Straftaten nach dem Aufenthalts- oder Asylverfahrensgesetz.
Mehr Fälle verzeichnete die Polizei dagegen vor allem beim Erschleichen von Leistungen, bei Fahrraddiebstählen, Einbrüchen und Sachbeschädigungen. Ausrücken musste die Polizei 2007 rund 491.000-mal. Insgesamt seien 73.219 Tatverdächtige registriert worden, davon waren knapp 30 Prozent nichtdeutscher Herkunft.
Rund ein Viertel aller Tatverdächtigen war jünger als 21 Jahre. Bei einem Bevölkerungsanteil von nur 18,6 Prozent traten sie überproportional in Erscheinung. Dies galt vor allem für die Gewaltkriminalität, bei der 42,8 Prozent aller Verdächtigen weniger als 21 Jahre alt waren. Jantosch verwies auf das Neun-Säulen-Programm zur Reduzierung von Jugendkriminalität, das sich erst etablieren müsse: „Ich denke, es braucht noch Zeit.“
Dem Polizeibericht zufolge sank die Gewaltkriminalität in Hamburg 2007 um 1,2 Prozent oder 112 Fälle auf 8.866 Taten. Die Aufklärungsquote bei diesen Taten lag bei 63,3 Prozent und war damit so hoch wie noch nie seit 1982. Die Struktur der Taten habe sich in den vergangenen zehn Jahren jedoch verändert:
Während die Raubdelikte um rund 45 Prozent auf 3.093 Fälle gesunken seien, sei die Zahl der gefährlichen und schweren Körperverletzungen um 58 Prozent auf 5.529 Fälle gestiegen. Insgesamt verzeichneten die Beamten bei allen Körperverletzungen einen Anstieg von 2,4 Prozent auf 21.053.
Die mit Abstand meisten Delikte zählte die Polizei erneut im Bereich der Reeperbahn. Jantosch sagte, während seiner 40 Jahre bei der Polizei habe es immer wieder Zeiten wie diese gegeben. „Das soll das Ganze nicht verniedlichen, das soll das auch nicht entschuldigen. Aber ich nenne das immer so: Das Gesetz der Serie schlägt im Moment gerade wieder zu.“
Insgesamt wurde weniger vorsätzlich getötet. Die Zahl der Fälle sank von 44 auf 22 – bei einer Aufklärungsrate von 97,9 Prozent. Ebenfalls stark rückläufig sei die Zahl der Vergewaltigungen und besonders schweren sexuellen Nötigungen um 30,1 Prozent auf 195 Taten und somit auf den niedrigsten Stand seit 1971.
Von den 9.921 MitarbeiterInnen der Polizei sind 6.246 bei der Schutzpolizei beschäftigt (davon 1.361 Frauen) und 1.553 bei der Kriminalpolizei (davon 393 Frauen). Bei der Wasserschutzpolizei (13 Frauen von 522) ist der Anteil hingegen weit geringer als in der allgemeinen Polizeiverwaltung. Hier stellen die Frauen mit 738 von 1.600 MitarbeiterInnen fast die Hälfte.