: „Nur dem Frieden“
Dana International gewann vor zehn Jahren den Eurovision Song Contest. Heute ist sie wieder dabei
Ihr Schützling Boaz Mauda, der aktuelle „Israel sucht den Superstar“-Gewinner, schaut sie an, wie er vermutlich seine Mutter angucken würde: irgendwie bewundernd, aber auch mit liebender Furcht. Er singt dieses Jahr beim Eurovision Song Contest in Belgrad für Israel, Dana International ist die Komponistin seines Lied „The Fire In Your Eyes“.
Er ist schmächtig, jede Körperfaser muskuliert – und einen Kopf kleiner als die legendäre Eurovisionssiegerin aus Israel. Sie sagt der taz in Belgrad auf die Frage, ob damals ihr Traum wahr wurde: „Ja, das dachte ich.“ Sticht mit ihren langen Armen plötzlich in einer Geste zornigen Realismus in die Luft und fährt fort: „Und ich dachte nicht, dass dieser Traum so schnell verblassen würde.“ In Israel ist die Presse, die konservative zumal, nicht gut mit ihr umgegangen, weil sie ihren Sieg von Birmingham ihrem Land zum 50. Geburtstag schenkte, was noch okay gewesen wäre, aber andererseits ihn, ja nicht unpassend für eine Transsexuelle, „allen Schwulen und Lesben“ widmete. Das nahmen ihr die Religiösen übel – und Dana International ließ sich nicht einschüchtern und bollerte damals zurück, dass Israel das wunderbarste Land der Welt wäre, gäbe es dort weniger Religion in jeder Hinsicht. Das machte ihr nicht viele Freunde, aber, immerhin, mit Boaz Mauda gelang ihr der Triumph bei der israelischen Vorauswahl.
Heute Abend, beim ersten Halbfinale, wird Mauda mit seiner Weltmusikballade an den Start gehen. Wenn er ins Finale käme, wäre das auch gut für Dana International. Es wäre ein Indiz, dass ihr Ruf im Ausland besser ist als im eigenen Land. Und das wiederum könnte auch den Säkularen in Israel helfen, sich gegen die Religiösen symbolisch zu behaupten. Gewänne ihr Kandidat … wäre das ihr Geschenk für ihr Land zu dessen 60. Geburtstag? Sie winkt ab, ist schwer genervt, bitte keine Fragen dieser Art mehr, nur so viel: „Ein Lied gehört keinem Land. Nur dem Frieden. Wenn es den Frieden weiterbringt, ist es gut. Sonst nicht.“ Rückte ihr froschgrünes Top zurecht, strich sich einige Haare aus dem Antlitz und nahm Boaz Mauda in den Arm. Der guckte nur wie ein Sohn in größerem Auftrag! JAF