: Ein Zug wird kommen
Nicht nur im Nahverkehr stellt die Bahn eine schnelle Überbrückungshilfe dar – doch der ICE bleibt auch in dieser Saison fahrradfrei. Einige Aktivisten hoffen auf baldige Besserung
VON ELLEN DELESE
„Urlaub? Nah bitte!“, mit diesem Slogan wirbt zurzeit TUI in Kooperation mit der Deutschen Zentrale für Tourismus und verspricht: „Es geht auch ohne Flug.“ Vielleicht auch ohne Auto – und dafür mit der Bahn? Eine Frage, die sich gerade die Radtouristen jedes Jahr aufs Neue stellen. Die Antwort könnte einfach sein: Es kommt ganz darauf an, wohin die Reise mit Bahn und Bike gehen soll. Wer wirklich auf Nähe besteht und dazu noch von einem größeren Ort aus aufbricht, hat dabei die besten Karten. In solchen Fällen existiert immer und überall ein breit gefächerter Nahverkehr, für den das Fahrrad kein rotes Tuch ist.
Ob Interregio-Express, Regional-Express, Regional- oder S-Bahn – fast alle diese Züge sind mit Mehrzweckabteilen ausgestattet oder erlauben es wenigstens, das Fahrrad im Einstiegsbereich zu platzieren. Noch schöner: In einigen Bundesländern ist die Mitnahme zu bestimmten Zeiten und auf ausgewählten Strecken sogar kostenlos. Und so gelangt man bequem und ohne Umsteigen nicht nur von München zum Starnberger See oder von Freiburg zum Titisee. Ähnliches gilt auch für längere Strecken wie etwa die zwischen Berlin und Stralsund an der Ostsee, abgedeckt von einem gar nicht mal unflotten Regional-Express. Allenfalls ist auf Sperrzeiten zu achten, zumal bei von Verkehrsverbünden betriebenen S-Bahnen in Ballungsgebieten. Aber es handelt sich meist nur ein paar Stunden, in denen Kollisionen mit den Berufspendlern vermieden werden sollen.
Selbst der ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club), der ansonsten die Liaison von Bahn und Bike als stark gefährdet beklagt, sieht im Nah- und Regionalverkehr verbesserte Angebote. Andererseits: Was im Fernverkehr passiere, das sei kein schöner Zug von der Deutschen Bahn AG. So kämpft der ADFC schon seit Langem dafür, dem ICE Fahrradwagen anzuhängen oder ihm wenigstens ein besonderes Abteil einzuziehen. Dabei wird er von Bundestagsabgeordneten unterstützt, und auch Verkehrsminister Tiefensee scheint auf ADFC-Seite zu stehen.
Fakt ist: Nach wie vor wird im DB-Flaggschiff die Symbiose von Bahn und Bike nicht geduldet. Es sei denn, man schleppt sein Fahrrad als gefaltetes Reisegepäck ins Abteil. Doch nun glaubt der ADFC den fahrradfreundlichen ICE am Horizont erkennen zu können. „Der Vorstoß der Justizministerin zeigt, dass die Deutsche Bahn nicht mehr länger auf Zeit spielen kann“, frohlockt Horst Hahn-Klöckner, Bundesgeschäftsführer des ADFC. Und meint damit die Ankündigung von Brigitte Zypries, die EU-Verordnung „über die Rechte und Pflichten der Fahrgäste im Eisenbahnverkehr“ zügig umzusetzen, womöglich noch in diesem Jahr. Doch warum sollten davon gerade die radreisenden Bahnkunden profitieren? Das fragt man sich im Hause der Justizministerin auch. Dort ist immerhin zu erfahren, dass die Mitnahme von Fahrrädern in dem 2007 verabschiedeten Verordnungstext nur eine äußerst unbedeutende Rolle spielt – und von daher kaum die velophile Bahnrevolution zu erwarten sei.
Die Deutsche Bahn verweist lieber auf das, was derzeit alles möglich ist. Und dazu zählen – neben dem anerkannten Nahverkehrsangebot – nach wie vor etliche Intercity- und Eurocity-Züge sowie CityNightLine-Verbindungen, mit denen man es tatsächlich weit bringen kann. Und zwar gemeinsam mit dem eigenen Velo, das weder versteckt noch gefaltet werden muss. Überdies kann das Fahrrad im Direktverkehr in mehrere Nachbarländer mitgenommen werden. Der Fahrradtransport (ohne spezielle Verpackung) kostet grenzüberschreitend 10 Euro, auf innerdeutschen Strecken 9 Euro (mit BahnCard 6 Euro). Es bestehen jedoch einige Ausnahmen. Das Reservieren ist kostenlos, aber Pflicht und sollte im Fernverkehr so früh wie möglich erfolgen.
Wer sich als Radfahrer dem Bahnverkehr anvertrauen möchte, wird indes vorher recherchieren müssen – unter Umständen mehr als üblich. Aber siehe da: Hier bieten sowohl der ADFC als auch die DB brauchbare Instrumente an, arbeiten quasi Hand in Hand. Einen Überblick verschafft die „ADFC-Entdeckerkarte Bahn online“, die unter www.adfc.de (ReisenPlus/Bahn & Bike) alle radverträglichen Fernstrecken in Deutschland und ein klein wenig darüber hinaus darstellt. Abfahrtszeiten und Preise erfährt man bei der Reiseauskunft unter www.bahn.de, wo auch gleich gebucht werden kann. Außerdem hat die Bahn AG eine „Radfahrer-Hotline“ eingerichtet. Unter (0 18 05) 15 14 15 „geben Radspezialisten Informationen rund um Bahn & Bike“, so die Selbstdarstellung. Sprechzeiten: täglich von 8 bis 20 Uhr.