: Demokratische Nominierung
betr.: „Kontrollierter Konflikt“, taz vom 27. 5. 08
Logisch, dass für Frau Merkel die Nominierung Gesine Schwans „nur mit dem inneren Zustand der SPD zu erklären“ ist. Logisch, dass eine CSU, die um den Verlust ihrer absoluten Mehrheit bangt und damit sogar der Auslöser für den Verlust der CDU/CSU/FDP-Mehrheit im Bundesrat wäre, in die Vollen gehen muss und versucht, eine Rote-Socken-Kampagne zu starten. Logisch also, dass aus dem konservativen Lager nicht besonders viel Begeisterung für Schwans Nominierung zu vernehmen ist.
Versucht man jedoch, die Nominierung mit dem inneren Zustand der SPD zu erklären, so könnte man höchstens von einer Selbstüberschätzung sprechen. Aber könnte man das nicht auch beim Aufstellen eines Kanzlerkandidaten? Und was ist, wenn sogar die FDP meint, einen Kanzlerkandidaten aufstellen zu müssen (wie seinerzeit den unglücklichen und wenig ernst genommenen Westerwelle)?
Wer sagt denn, dass es in einer Demokratie niemals Gegenkandidaten geben darf? Wo ist denn das Demokratieverständnis der Union geblieben, wenn sie verlangt, die Wahl zum höchsten Amt im Staat zum reinen Abnicken ihres Kandidaten zu degradieren?
BENJAMIN KETTNER, Berlin
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