heute in bremen : „Das ist politisch gewollt“
Schlecht bezahlte Arbeitskräfte finden sich nach Feierabend zusammen
taz: Herr Rosenthal, wie viele prekäre Beschäftigungsverhältnisse gibt es denn in Bremen?
Peer Rosenthal, Arbeitnehmerkammer: Wir haben hier 70.000 Mini-Jobber, knapp 10.000 Leiharbeitnehmer, 52.000 Teilzeitbeschäftigte, vor allem bei schlecht bezahlten, einfachen Dienstleistungen und einen wachsenden Niedriglohnsektor. Inzwischen arbeitet etwa jeder Fünfte in diesem Bereich, vor allem Frauen. Aber dieser Prozess ist politisch gewollt, das zeigen die Hartz-Reformen.
Ist die Lage hier schlimmer als anderswo?
Das Wachstum prekäre Beschäftigung ist ein allgemeiner Trend in Deutschland. Bremen liegt etwas über diesem Trend, weil die Arbeitslosigkeit hoch ist.
Was kann Bremen da tun?
Die Politik, die dem entgegenwirken kann, wird vornehmlich im Bund entschieden: Dazu gehört ein gesetzlicher Mindestlohn von mindestens 7,50 Euro, Neuregelungen bei Mini-Jobs und Leiharbeit und entschärfte Zumutbarkeitsregeln.
Auch Gewerkschaften haben Tarifverträge abgeschlossen, die weniger als 7,50 Euro in der Stunde bringen.
Ja – ihre Gestaltungsmacht ist gesunken. Deshalb brauchen wir den gesetzlichen Mindestlohn. Aber die Gewerkschaften bemühen sich in den letzten Jahren verstärkt darum, prekär Beschäftigte zu vertreten. Deren Organisationsgrad steigt.
Was können Betroffene tun?
Ich würde immer raten, sich an Institutionen zu wenden, die beraten, Arbeitsverträge und vor allem die Bezahlung juristisch prüfen. Interview: Jan Zier
17.30, DGB-Haus, Bahnhofsplatz 22-28